Rasant wachsende RZB-Tochter nimmt frisches Geld auf. | Verkauf von 11,9 Millionen Aktien zu je maximal 120 Euro. | Wien. Herbert Stepic, Chef der Raiffeisen International (RI), ist immer wieder für Überraschungen gut. Morgen, Mittwoch, startet er eine milliardenschwere Kapitalerhöhung - und das, obwohl die Börsen wegen der noch nicht ausgestandenen Subprime-Krise bereits seit Wochen hochgradig nervös sind. Ungeachtet dessen will Stepic bis 3. Oktober rund 11,9 Millionen Aktien zu einem maximalen Stückpreis von 120 Euro verkaufen.
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Abhängig vom endgültigen Preis, der voraussichtlich am 3. Oktober - nach der Zeichnungsfrist - fixiert wird, sollen bis zu 1,4 Mrd. Euro in die Kassen der RI, der rasant wachsenden Ostbanken-Holding der Raiffeisen Zentralbank (RZB), fließen. An der Wiener Börse wäre das die bisher größte Emission in diesem Jahr - und die fünftgrößte Kapitalerhöhung überhaupt ( siehe Grafik ). Begleitet wird die Transaktion von den beiden Häusern Raiffeisen Centrobank und Deutsche Bank.
Angekündigt hatte Stepic die Kapitalerhöhung Anfang August - für die nächsten sechs Monate. Dass sie jetzt schon kommt, nährt in Finanzkreisen Gerüchte, dass die Raiffeisen International unmittelbar vor einem größeren Zukauf steht. In der RI heißt es dazu: "Im Moment haben wir keine größere Akquisition an der Angel - kurzfristig kann sich das aber rasch ändern."
Ein weiterer Riesen-Deal in naher Zukunft wäre nicht überraschend, zumal Stepic ständig nach Übernahmezielen im Osten Ausschau hält - und da vor allem in Russland und in Kasachstan.
Größerer Aktionsradius
Mit dem frischen Geld will die RI jedenfalls ihr künftiges Wachstum finanzieren. Seit 2002 ist das Bilanzvolumen der RZB-Tochter jedes Jahr um 40 Prozent gestiegen. "Dieses Wachstum müssen wir mit Eigenkapital unterlegen", wird in der RI erklärt. Zuletzt hatte die Raiffeisen International gut 60 Mrd. Euro Bilanzsumme, fast 3000 Filialen und insgesamt 12,7 Millionen Kunden in 16 Ländern Zentral- und Osteuropas. Den geographischen Fokus hat Stepic inzwischen auf Südosteuropa und die GUS-Staaten gerichtet. Geschäftlich liegt der Schwerpunkt der RI wie bisher auf Privat- und mittlere Firmenkunden.
Anders als bei der letzten großen Kapitalerhöhung im April 2005 - da wurde die RI an die Börse gebracht - zieht die RZB diesmal nicht zur Gänze mit. Ihr bisheriger Mehrheitsanteil von 70 Prozent wird damit auf etwa 68 Prozent sinken, der Streubesitz vergrößert sich auf rund 32 Prozent.
Noch ein paar Details zur Emission: Für zwölf alte Aktien kann eine neue erworben werden. Jene Papiere, für die keine Bezugsrechte ausgeübt werden, sollen im Rahmen eines öffentlichen Angebots verkauft werden. Handelsstart für die neuen Aktien ist der 5. Oktober. An der Börse notierte die RI am Montag mit 99,79 Euro gut 3 Prozent schwächer.