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Mega-Pleite des US-Brokers MF Global zieht weite Kreise

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Raiffeisen, Erste Group und Bank Austria haben mit Pleite-Broker nichts zu tun.


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Wien. Die Pleite der US-amerikanischen Brokerfirma MF Global um den früheren Goldman Sachs-Präsidenten und Ex-Gouverneur Jon Corzine schlägt hohe Wellen.

Die Investmentfirma, die früher unter MAN Group Finance firmierte, hat die US-Bundesstaatsanwaltschaft am Hals, weil möglicherweise 700 bis 900 Millionen Dollar Kundengelder von den rund 150.000 Kundenkonten verschoben worden sind. Dem Vernehmen nach soll zwischen den Kundenkonten und den Firmenkonten der MF Global zum Teil nicht genau getrennt worden sein. Die Finanzfirma wurde bereits vor der Pleite von den Aufsichtsbehörden zur Aufklärung aufgefordert.

Rund 50.000 Konten sollen von Kunden für Rohstoffinvestments und Warenterminkontrakte genutzt werden. Allein über die Chicago Mercantile Exchange (CME) sind rund 2,5 Milliarden Dollar von Kunden der MF Global verlangt. Für den Insolvenzverwalter stellt die Abwicklung dieser Kundenkonten eine Riesen-Herausforderung dar, denn den MF-Kunden drohen bei einer umgehenden Liquidation Verluste. So haben einzelne MF Global-Kunden als Ad-hoc-Rettungsmaßnahme die Übertragung der Konten an andere Investmenthäuser beantragt. Auch der Insolvenzverwalter bastelt an einem Konten-Transfer.

MF Global hat ihre Commodity-Konten in drei Kategorien eingeteilt, eine davon betrifft institutionelle Kunden, sprich Banken und Versicherungen.

Keine Verflechtungen

Dass MF Global auch Kunden in Österreich hat, halten Branchenkenner für wahrscheinlich.

Eine Anfrage der "Wiener Zeitung" bei der Finanzmarktaufsicht (FMA) ergab, dass der zuständigen FMA-Abteilung keinerlei Hinweise über Verbindlichkeiten der MF Global gegenüber österreichischen Bankinstituten bekannt sind, die einen Betrag in Höhe von 350.000 Euro übersteigen. Denn das dürfte die Latte für die Wahrnehmung solcher Außenstände sein.

Zugleich dementieren die österreichischen Banken, dass sie mit der gestrauchelten US-Investmentfirma Geschäfte gemacht haben. "Wir können das dezidiert ausschließen. Wir haben weder Kundenkonten bei MF Global noch eine Geschäftsbeziehung zu MF Global", sagt Bank Austria-Sprecher Matthias Raftl zur "Wiener Zeitung" Auch Gregor Bitschnau von der Raiffeisen-Zentralbank kann ausschließen, dass die Raiffeisen-Zentralbank und die Raiffeisen Bank International mit MF Global im Geschäft sind. "Es gibt kein Exposure", sagt Bitschnau. Auch Doris Hartl von der Erste Group dementiert ein Exposure. Indes zählt zu den Großgläubigern der MF Global Holdings Ltd. und MF Global Finance USA Inc. die JP Morgan Chase Bank, die als Treuhänder für Anleihen in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar fungiert, ebenso die Deutsche Bank Trust Company Americas, bei der es um vier Anleihen-Treuhandschaften in Höhe von insgesamt 1,1 Milliarden Dollar geht.