Bildungsforscher: Studien in Österreich dauern zu lange. | Niedrige Akademikerquote. | Berufsausbildung schon auf der Sekundarstufe. | Wien. Im September diesen Jahres ist es wieder soweit: Österreich bekommt das nächste Ergebnis einer Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) serviert - die Akademikerquote. "Wir hoffen alle, dass wir dieses Mal besser abschneiden werden", so Josef Wöckinger vom Bildungsministerium.
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Das Resultat vom letzten Jahr: Österreich liegt mit einer Akademikerquote von 15 Prozent im unteren Drittel, zwar noch vor Ungarn, Tschechien und Italien, aber unter dem OECD-Schnitt von 24 Prozent. Der Aufschrei, dass Österreich zu wenige Akademiker ausbilde und zu wenig in Bildung investiere, war naturgemäß am lautesten von der Opposition zu hören. Die Akademikerquote entwickle sich nach hinten, meinte etwa SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer.
"Zugang entspricht nicht unserem System"
Doch haben wir einen Bedarf an Akademikern? Und warum liegt Österreich im unteren Drittel? "Wenn man das Ergebnis von 15 Prozent differenzierter betrachtet, sieht man ganz klar, dass Österreich nicht schlecht abschneidet", so Bildungsforscher Arthur Schneeberger zur "Wiener Zeitung". Denn die Quote ergibt sich aus drei Bereichen: Bei den Studienabschlüssen nach mehr als sechs Jahren liegt Österreich mit 1,9 Prozent über dem Durchschnitt (OECD: 1,3). Ebenso bei den Studien mit einer Dauer von fünf bis sechs Jahren: 16 Prozent (OECD: 12 Prozent). Allein bei den drei- bis fünfjährigen Studien hat Österreich mit 3,1 Prozent (OECD: 19,4) ein Problem. Und das habe den einfachen Grund, dass es die Bakkalaureat-Abschlüsse und damit die Möglichkeit zu kurzen Studien noch nicht lange gebe.
Die Vergleichbarkeit der einzelnen Länder im Bereich der Bildungsabschlüsse ist begrenzt. Auch wenn die Quote die nicht akademische Tertiärstufe - Akademien, wie Pädagogische- oder Sozialakademien, Kollegs, Meisterschulen und MTAs (medizinisch technische Akademien) - einberechnet, ist die Tradition des Schulsystems in Österreich eine andere. "Die Berufsausbildung der jungen Leute erfolgt hier schon im Sekundarbereich mit einer Lehre oder Höheren berufsbildenden Schule", so Wöckinger. In anderen Ländern seien auch etwa Pflegekräfte und Kindergärtner akademisiert.
Den Trend zu höheren Qualifikationen gibt es auch in Österreich. In einem ersten Schritt werden die Pädagogischen Akademien in Pädagogische Hochschulen umgewandelt. Doch nicht nur der Name, sondern auch die Ausbildung müsse sich ändern, so Helmut Maringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut. Der Arbeitsmarkt brauche qualifizierte Arbeitskräfte. Die Akademikerarbeitslosigkeit liegt bei 3 Prozent.