Hohe Luftverschmutzung und warmes Klima begünstigen den Pollenflug.
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Wien. Schlechte Nachrichten für Pollenallergiker: Die Belastung für jene Menschen, die in Zeiten des Pollenflugs an chronischem Schnupfen bis hin zu verstärktem Asthma leiden, wird Jahr für Jahr steigen. Der Trend dazu hat sich schon in den vergangenen Jahren abgezeichnet, wie eine aktuelle Studie eines internationalen Forscherteams um die Ökoklimatologin Annette Menzel von der Technischen Universität München im Online-Fachjournal "Plos One" berichtet.
Im Durchschnitt lag der Zuwachs der Pollenmenge in Stadtgebieten bei drei Prozent im Jahr, in ländlichen Gegenden war es ein Prozent, so das Resultat der Untersuchung auf der Grundlage von Pollen-Zeitreihen über drei Jahrzehnte aus 13 europäischen Ländern.
Längere Pollenflugsaison
Schuld ist laut den Forschern der Klimawandel. Die Ursache ist allerdings nicht die Erwärmung selbst, sondern vor allem die erhöhte Schadstoff-Konzentration durch CO2-Belastung. Sowohl Labor- als auch Freilandversuche mit höheren Kohlendioxid-Konzentrationen in der Luft hätten gezeigt, dass damit das Pflanzenwachstum und die Pollenproduktion beschleunigt werden, berichtet Menzel. Allerdings seien mildere Temperaturen und zugewanderte Pflanzenarten sehr wohl für eine Verlängerung der Pollenflugsaison verantwortlich.
"Das Stadtklima ist heute bereits wärmer und trockener, hinzu kommt eine höhere Luftverschmutzung", so Menzel. Eine Entwarnung für Landbewohner gibt es jedoch nicht. Denn: "Wir finden in städtischen Gebieten bereits heute die Bedingungen vor, die wir künftig ebenfalls für ländliche Regionen erwarten."
Nicht nur die Pollenmenge ist für die Abschätzung künftiger Allergiebelastungen entscheidend. Denn Pollen seien nur die Träger von allergiefördernden Substanzen, erklärt die Allergologin Claudia Traidl-Hoffman vom Zentrum Allergie und Umwelt von der TU München und dem Helmholtz Zentrum.
Die mit Menzel gemeinsam durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass die Freisetzung von allergiefördernden Substanzen von Jahr zu Jahr schwankt. Zudem gibt es Unterschiede zwischen Pollen aus ländlichen und urbanen Gebieten. "Der Blick in die Klimazukunft fällt nicht nur für Stadtbewohner unerfreulich aus", sind die beiden Wissenschafterinnen überzeugt.
Derzeit sind es Birke und Esche, die den Allergikern zu schaffen machen. Die Reaktionen auf die Pollen sind vielfältig. Von einer laufenden Nase, Halsschmerzen und geröteten Augen über Bauchschmerzen, Übelkeit bis zu Hautausschlägen, Schwächegefühl oder Asthma reicht die Palette. Ungefähr 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung sind Pollenallergiker. Bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen lösen Gräser, die etwa ab Mai wieder ihr Unwesen treiben, die Beschwerden aus. Eine Allergie entsteht dann, wenn das Immunsystem auf den Eiweißstoff, der sich in den Pollen befindet, wie auf einen Feind reagiert und versucht, diesen abzuwehren. In Folge kommt es zu einer Ausschüttung von Histamin und anderen Substanzen, die Entzündungsreaktionen auslösen und zu den genannten Symptomen führen können.