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Mehr als 400.000 ohne Job

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Schwache Konjunktur und Winter sorgten für Anstieg um 6,9 Prozent.


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Wien. Es ist ein historischer Höchststand - im Jänner 2013 waren insgesamt 410.662 Personen in Österreich ohne Job, das sind 6,9 Prozent mehr als im Jänner des Vorjahres. Noch nie waren so viele Personen ohne Beschäftigung, heißt es aus dem Sozialministerium. Die Arbeitslosenquote lag nach österreichischer Definition im Jänner bei 9,1 Prozent (plus 0,5 Prozentpunkte).

"In absoluten Zahlen ist die Arbeitslosigkeit im Jänner aufgrund der Saisonalität mit Abstand am höchsten", sagt IHS-Arbeitsmarktexperte Helmut Hofer. Mehr als ein Fünftel der Arbeitslosen war im Jänner in der Baubranche zu finden - viele davon mit Zusage, vom früheren Arbeitgeber nach dem Winter eingestellt zu werden. Insgesamt hatten mehr als 104.000 Personen eine Wiedereinstellungszusage. "Rechnet man diese heraus, schaut die absolute Zahl an Arbeitslosen gleich anders aus", sagt Hofer.

Der Hauptgrund für die steigende Arbeitslosigkeit sei die schwache Konjunktur. Diese bremst den für rückläufige Arbeitslosenzahlen benötigten Zuwachs an neuen Stellen, teilt Sozialminister Rudolf Hundstorfer mit. Im Jänner waren zehn Prozent weniger Stellen offen gemeldet als ein Jahr zuvor. Seit dem Krisenjahr 2009 sind laut Ministerium in Österreich 150.000 zusätzliche Stellen entstanden.

Weiterer Anstieg absehbar

Dass die Zahl der Arbeitslosen höher liegt als 2009, als es einen starken Anstieg gab, liegt auch an der steigenden Zahl an Erwerbstätigen. Vor allem die Über-50-Jährigen bleiben länger im Job. Im Dezember 2012 erreichte die Zahl der unselbständig Beschäftigten mit 3,47 Millionen einen Rekord, im Jänner hatten 3,31 Millionen Personen einen Arbeitsplatz. Der Zahl der neu geschaffenen Jobs kann aber nicht mit dem zusätzlichen Arbeitskräfteangebot mithalten, teilt das Ministerium mit.

Nach Branchen war der Anstieg prozentual in Gesundheits- und Sozialberufen am höchsten. Als Ursache sieht Hofer, dass die Fluktuation in der Branche hoch sei. Danach folgen saisonal bedingt der Bau sowie Leiharbeiter, die die schwächelnde Konjunktur stark spüren. Fast die Hälfte der vorgemerkten Arbeitslosen hat maximal Pflichtschulabschluss.

Wegen der stotternden Konjunktur wird die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Wirtschaftsforscher rechnen heuer nach nationaler Berechnung mit 7,4 Prozent Quote im Jahresdurchschnitt (nach 7,0 Prozent im Vorjahr).

Kritik am "Jobwunder"

Europaweit gesehen weist Österreich neuerlich die niedrigste Arbeitslosenrate auf: Laut den aktuellsten Werten von Dezember lag sie nach EU-Berechnung bei 4,3 Prozent, dahinter folgen Deutschland und Luxemburg mit je 5,3 Prozent. Die Arbeitslosigkeit blieb mit 11,7 Prozent im Durchschnitt in der EU und mit 10,7 Prozent in der Eurozone auf einem Rekordhoch, wie Eurostat am Freitag bekanntgab. Die höchsten Raten wurden nach Angaben von Eurostat in Griechenland verzeichnet.

Kritik kommt von den Oppositionsparteien: "Der Jubel des Sozialministeriums ob der Tatsache, dass es in allen anderen EU-Ländern noch schlechter ist als in Österreich, verschleiert die Realität", sagt Grünen-Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz. Das angebliche Jobwunder sei eine "Verdrehung der Realität": Tatsächlich seien mehr als zwei Drittel des angeblichen Zuwachses Teilzeitstellen. "Die Situation am Arbeitsmarkt ist schockierend", so BZÖ-Chef Klubobmann Josef Bucher.

"Steigende Arbeitslosigkeit vermindert auch die Wiedereinstiegschancen für alle, die bereits länger ohne Arbeit sind. Auch der Ersteinstieg in den Arbeitsmarkt für Jugendliche, die keine Lehrstelle finden oder aus der Ausbildung aussteigen, wird dadurch immens schwierig", sagt Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Über die steigende Arbeitslosigkeit in den Sozialberufen zeigt sich Tumpel besorgt: Arbeitsplätze alleine genügen nicht, die Arbeitnehmer müssen sich auch in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen können. Dazu gehörten gesunde Arbeitsbedingungen, Anerkennung der anstrengenden Tätigkeit und eine adäquate Bezahlung.