Bei den Haushaltsausgaben zeigt sich der Einbruch des privaten Konsums.
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Wien. Es waren zarte Hoffnungsschimmer, die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS vor wenigen Wochen in ihren Daten ausmachten: Erstmals seit drei Jahren nimmt der Konsum der privaten Haushalte wieder zu und fördert das kleine Wachstum der österreichischen Wirtschaft. Es soll im kommenden Jahr rund 1,5 Prozent betragen.
Grund dafür ist nach Ansicht der Ökonomen einerseits das Bevölkerungswachstum, andererseits aber auch die jahrelang erstrittene und mit Jänner in Kraft getretene Steuerreform. Dass der Inlandskonsum bis 2015 aber jedenfalls noch deutlich geschwächelt hat, lässt sich nun auch aus der Konsumerhebung der Statistik Austria herauslesen, die alle vier Jahre erhoben wird.
Dabei werden 7000 Haushalte befragt, sie müssen zwei Wochen - verteilt aufs Jahr - über sämtliche Ausgaben genau Buch führen. Der durchschnittlichen Verbrauchsausgaben pro Haushalt betragen 2990 Euro, das ist ein kleiner Anstieg um 90 Euro seit 2009/10. Auf den Kopf heruntergerechnet bedeutet das Ausgaben von 1970 Euro pro Monat.
Schwache Entwicklung
Würde man die Inflation seit der vorangegangen Erhebung fortschreiben - das waren 11,4 Prozent - müssten die Österreicherinnen und Österreicher 214 Euro mehr ausgeben, tatsächlich sind es aber eben nur 90 Euro gewesen. Hier zeigt sich demnach die schwache Entwicklung des Konsums.
Die Statistik Austria ermittelt bei der Erhebung auch sehr präzise, in welche Bereiche die Ausgaben geflossen sind. Hier zeigt sich auch in der Zeitreihe, dass der Anteil der Wohnungs- und Energiekosten doch recht signifikant zugelegt hat und bereits über ein Viertel aller Ausgaben beträgt. Zu bedenken ist dabei, dass gewisse Ereignisse oder kurzfristige Preisschwankungen im Erhebungszeitraum einen Einfluss auf die Daten haben. Gerade bei den Energiekosten etwa ist zu berücksichtigen, dass der vergangene Winter ein besonders milder war und die Energiekosten vergleichsweise wohl eher niedrig waren.
Drei dominierende Bereiche
Bereinigt man die (nominellen) Mehrausgaben für Wohnen und Energie um die Inflation, ergibt sich zwar kein realer Anstieg der Ausgaben. Doch weil diese eben generell real zurückgegangen sind (die Zunahme war geringer als die Inflation seit 2010), ist der Anteil der Wohnkosten gestiegen.
Mehr als die Hälfte aller Ausgaben entfallen auf die Bereiche Wohnen/Energie, Verkehr sowie Ernährung. Bei den beiden letztgenannten Kategorien geben die Daten einen leichten, anteilsmäßigen Rückgang her. Die genaue Erklärung dafür ist freilich nicht so einfach zu deuten. Beim Verkehr ist es naheliegend, den günstigen Benzinpreis primär dafür verantwortlich zu machen. Bei der Ernährung könnte auch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten eine Rolle spielen.
Auch wenn langfristige Vergleiche aufgrund unterschiedlicher Erhebungsarten und Kategorien nicht einfach sind, zeigt sich, dass es bei den Lebensmitteln seit den 50er-Jahren einen massiven Rückgang gab. Von knapp 45 Prozent im Jahr 1954 auf nunmehr rund 12 Prozent. "Wir können uns jetzt mehr leisten, damals flossen die Ausgaben Großteils in Existenzielles", sagt Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistikbehörde. Das bedingt auch, dass heute mehr auswärts gespeist und getrunken wird - dies wird in der Erhebung extra ausgeschildert.
Die Bereiche, die im Vergleich zu 2009/10 am deutlichsten nachgelassen haben, betreffen Bekleidung und Schuhe sowie Tabak und Alkohol (nicht im Café/Restaurant konsumiert). Hier ergibt sich inflationsbedingt ein Minus von sogar 17 bis 18 Prozent. Auch dürfte der Rückgang einerseits einem geänderten Lebensstil geschuldet sein - der Anteil der Raucher ist seit 2012 um sieben Prozentpunkte zurückgegangen -, andererseits dürfte er preislich begründet sein, etwa durch das verstärkte Aufkommen von Textildiskontern.
Wahre Klischees
Interessantes Detail: Bei der Aufschlüsselung nach Geschlechtern, was naturgemäß nur bei Einpersonenhaushalten sinnvollerweise ermittelt werden kann, haben die Männer bei Schuhen aufgeholt. Sie geben mittlerweile gleich viel Geld dafür aus wie Frauen. Ansonsten zeigt sich jedoch eine fast klischeehafte Ausgabenlandschaft bei den Geschlechtern.
Männer geben demnach mehr als das Dreifache für Werkzeug und Gartengeräte aus und mehr als das Doppelte für Elektronik, Verkehr und Tabak. Frauen dagegen haben weitaus öfter Haustiere (Insgesamt haben 37 Prozent der Österreicher ein oder mehrere Haustiere). Und ihre Ausgaben für Körper- und Schönheitspflege liegen beinahe dreimal über jenen der Männer.