Zu den Praktiken bei Tiertransporten in Europa findet kommenden Donnerstag im Europäischen Parlament (EP) eine öffentliche Anhörung statt. Die Tiertransporte machten eine EU-weite Ausbreitung von Seuchen, an denen derzeit die Agrarpolitik laboriert, erst möglich. An dem Hearing wird auch die grüne EU-Abgeordnete Mercedes Echerer teilnehmen. Sie spricht von "Millionenbetrug" bei den Transporten.
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Verletzte Tiere, rutschige Bodenflächen, Überladungen, im Winter gefrorene Tränken, im Sommer kein Wasser - davon hat sich die Tierärztin Gertraud Wagner-Schöppl bei Grenzkontrollen überzeugt. Also ist sie in die Politik gegangen und heute parteilose Landtagsabgeordnete in Salzburg. In Mitleidenschaft gezogen würden besonders Schlachttiere (im Unterschied zu Zuchttieren). "Die Tiere müssen nur irgendwie lebend ankommen."
Als "Tier- und Menschenschützerin" fordert die Grüne Europa-Abgeordnete Echerer eine Verbesserung der Transportbedingungen. Die Exporterstattungen dienten zudem zu Geldbeschaffung: Die Exportsubventionen betragen rund eine Milliarde Euro jährlich. Genaue Angaben fehlten, da es keine flächendeckenden Kontrollen gebe, moniert Echerer. Pro Tier werden je nach Größe und Gewicht 20.000 DM und mehr bezahlt. Daran verdienen u.a. die Transporteure, für die Bauern bleibe da nicht mehr viel übrig. Zusätzlich bestehe bei Tiertransporten der Verdacht von Geldwäsche. So eigneten sich Pferdetransporte für Drogenschmuggel; durch den starken Geruch der Pferde können die Spürhunde mögliche Drogen an Bord nicht riechen.
Die Forderungen der Grünen: Über "kosmetische Änderungen" hinaus solle Österreich der europäischen Übereinkunft zur Tiertransportrichtlinie beitreten. Die Transportwege müssten verkürzt, die Etikettierung der Tiere verbessert und Lizenzen für - speziell ausgebildete - Tiertransporteure vereinheitlicht werden. Verantwortlich dafür ist Echerers Ansicht nach die Europäische Kommission. Die Gelder sollen "sinnvoll umgeleitet" und in eine bessere Infrastruktur investiert werden, fordert Echerer. In Schweden gebe es beispielsweise mobile Schlachtstationen.
"Es soll eigentlich den Bauern geholfen werden." Denn, "wenn Rinder aus Polen nach Italien transportiert, dort geschlachtet und zu Salami verarbeitet werden, die dann in Ungarn verkauft wird, frage ich mich, wieviel für die Bauern noch übrig bleibt." Ob die geforderten strengeren Maßnahmen den ohnehin finanziell in Mitleidenschaft gezogenen Bauern noch mehr schaden würden? "Die Fleischberge sind nicht notwendig", entgegnet Echerer. "Nicht das Angebot hat die Nachfrage bestimmt, sondern umgekehrt." Die Landwirte müssten auf andere Produktionsformen umsteigen. Möglicherweise, so hofft Echerer, ändern Konsumenten auch ihre Esskultur.