Vielfalt bewahren: Waldviertler Verein lagert 6000 alte Sorten.
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Wien. Rund 80 Prozent des weltweiten Saatgutmarktes befinden sich in der Hand von zehn internationalen Konzernen wie Monsanto oder Pioneer. Damit die Vielfalt sich nicht noch weiter verringert, setzt sich der Verein Arche Noah seit mehr als zwanzig Jahren dafür ein, dass alte und seltene Kulturpflanzen erhalten und verbreitet werden - und versucht auch, auf politischer Ebene Gehör zu finden.
Bei der derzeit laufenden Überarbeitung des EU-Saatgutverkehrsrechts bringen sich die Arche-Noah-Proponenten mit starker Stimme ein. Gemeinsam mit zehn Partnern wurde ein offener Brief an das Europäische Parlament und sieben EU-Kommissare initiiert, in dem auf den drohenden Verlust der Saatgut-Vielfalt und die Bedürfnisse kleiner und lokaler Akteure im Saatgutsektor hingewiesen wird. "In der EU wird derzeit die Weitergabe und der Handel von Saatgut durch zwölf Richtlinien geregelt, die in den EU-Ländern unterschiedlich umgesetzt werden. Aus den Richtlinien soll nun eine Verordnung werden, was bedeutet, dass es bei der Umsetzung keine nationalen Spielräume mehr geben wird. Für Österreich ist hier von einer Verschlechterung auszugehen. Davon wäre auch die Weitergabe von seltenem Saatgut betroffen", sagt Iga Niznik, politische Referentin der Arche Noah. In einem Entwurf der Verordnung sehe es für die alten Sorten "nicht gut aus". Die Kriterien für die Registrierung, um zum Handel zugelassen zu werden, zielten auf "Hochleistungssorten" ab. Alte Sorten, die sich stark regional angepasst hätten, wären nicht marktfähig, die Vielfalt würde weiter abnehmen.
Wertvoller Genpool
Auch die Kosten für die Registrierung sind der Arche Noah ein Dorn im Auge. Im Archiv des Vereins lagern an die 6000 Sorten. Müssten diese alle amtlich zugelassen werden - die Gebühr könnte bis zu 1000 Euro pro Sorte betragen -, bevor sie weitergegeben werden dürfen, "würde das unser Budget um ein Vielfaches übersteigen", sagt Niznik. Netzwerke von Saatguterhaltern und Saatgut-Tauschbörsen sowie kleine und mittlere Betriebe könnten in die Illegalität gedrängt werden. Die Arche Noah und ihre Mitstreiter fordern daher, dass die Weitergabe von Saatgut von nicht amtlich zugelassenen Sorten weiterhin ohne aufwendige Registrierung möglich ist.
Niznik: "Es geht nicht nur um ein paar arme Pflanzerl, sondern um einen wunderbaren, wertvollen Genpool, den es zu erhalten gilt." Laut Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO sind seit 1900 weltweit bereits 75 Prozent der landwirtschaftlichen Vielfalt verloren gegangen. Das betrifft vor allem alte Gemüsesorten, sagt Katrin Ehlert, bei der Arche Noah für die Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Veranstaltungen zuständig. "Vor hundert Jahren waren die landwirtschaftlichen Strukturen noch so, dass viele Bäuerinnen und Bauern in ihren kleinen Hausgärten ihre eigenen Gemüsesorten selbst gezüchtet und vermehrt haben. Dieses Wissen ist verloren gegangen." Bei den Obstbäumen hingegen bestehe noch großes Potenzial, dass alte Sorten wiederentdeckt werden: "Obstbäume haben den Vorteil der Langlebigkeit." Wer in seinem Garten alte Apfel- oder Birnbäume stehen hat und rätselt, um welche Sorten es sich handelt, ist bei der Arche Noah in den richtigen Händen. Der Verein und seine Partner veranstalten auch diesen Herbst wieder Obstbestimmungstage.
Alle Termine im Internet unter www.arche-noah.at