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Mehr Ansporn für Väterkarenz

Von Sophia Killinger

Politik
Ob der Mann zuhause bleibt, ist oft eine Einkommensfrage.
© fotolia/Günter Menzl

Ab 2016 soll ein Kinderbetreuungsgeld-Konto die Pauschalvarianten ersetzen. Bonus soll Väter zur Karenz motivieren. Zwar beziehen immer mehr Männer Kinderbetreuungsgeld, aber möglichst kurz.


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Wien. Wer die längste Pauschalvariante von Kinderbetreuungsgeld (30 plus 6 Monate) wählt, bekommt bis zu 2824 Euro mehr als bei der kürzesten Pauschalvariante (12 plus 2 Monate). Das setze falsche Anreize, kritisiert Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske und fordert eine rasche Umsetzung des Kinderbetreuungsgeld-Kontos, bei dem es dieselbe Summe für alle Bezieher gibt, die nicht die einkommensabhängige Variante wählen. "Die finanzielle Bestrafung jener, die früh wieder einsteigen, soll beseitigt werden", so Kaske.

Familienministerin Sophie Karmasin hatte bereits für vor dem Sommer einen Begutachtungsentwurf zum Konto angekündigt. "Es laufen die Endarbeiten zum Gesetzesentwurf, einiges wird noch durchgerechnet", kündigt der Sprecher der Familienministerin, Sven Pöllauer, einen Entwurf im Sommer an. Das Konto mit einem fixen Betrag für eine Zeitdauer soll ab 2016 die bestehenden vier Pauschalvarianten ersetzen. Fixiert werden müssen unter anderem auch noch Übergangszeiten und eine Maximal-Bezugsdauer.

Zehn Prozent der Väter gehen tatsächlich in Karenz

Mit der Reform des Kinderbetreuungsgeldes sollen auch mehr Anreize für Väter gesetzt werden, sich aktiv am Bezug des Kinderbetreuungsgeldes zu beteiligen. Ein Fünftel des Bezugs soll für den zweiten Elternteil reserviert sein, fordert die AK. Das Ministerium plant einen Partnerschaftsbonus, wenn sich Paare zu gleichen Teilen den Bezug aufteilen. Die Arbeiterkammer fordert 1000 Euro für jeden Elternteil, wenn sich Paare die Karenz gleichmäßig aufteilen, sowie 1000 Euro Bonus für Alleinerzieherinnen, die diese Möglichkeit nicht haben.

Beibehalten will die Ministerin die immer beliebtere einkommensabhängige Variante, bei der die Väterbeteiligung mit 28,6 Prozent besonders hoch ist. Seit 2006 hat sich der Anteil der männlichen Kinderbetreuungsgeld-Bezieher von acht auf 18,6 Prozent mehr als verdoppelt. Allerdings bedeutet der Bezug von Kinderbetreuungsgeld nicht automatisch, dass Väter in Karenz gehen: Bei 2012 geborenen Kindern ging bei jedem zehnten Paar der Vater in Karenz, bei Geburt 2006 drei Prozent, so das Ergebnis einer Studie der L&R Sozialforschung im Auftrag der AK. 56 Prozent der männlichen Bezieher unterbrachen 2012 ihre Erwerbsarbeit. Beim Rest ist nicht klar, wie viele Väter Arbeitsstunden reduziert haben, um die Zuverdienstgrenze nicht zu überschreiten.

Männer orientieren sich - im Gegensatz zu Frauen - an der kürzest möglichen Bezugsdauer. Bei der Pauschalvariante 12 plus 2 beziehen Väter im Durchschnitt 3,7 Monate Kinderbetreuungsgeld, bei der einkommensabhängigen Variante 2,8 Monate, beantwortete Karmasin vor kurzem eine Anfrage der Grünen.

Studie: Gehen Väter in Karenz, kehren Frauen eher zurück

Geht der Vater in Karenz, schaffen Mütter eher den Wiedereinstieg. Zum Ende des Kündigungsschutzes am zweiten Geburtstag des Kindes 2012 waren 77 Prozent der zuvor überwiegend beschäftigten Frauen, deren Partner während des Bezugs von Kinderbetreuungsgeld seine Arbeit unterbrochen hat, erwerbstätig. Ohne Erwerbsunterbrechung des Vaters waren es 67 Prozent, bei alleinigem Bezug 56 Prozent und bei Alleinerzieherinnen 53 Prozent, wie die Studie auf Basis von Daten von 440.000 Kinderbetreuungsgeld-Beziehern ergeben hat.

Kürzere Kinderbetreuungsgeld-Varianten erhöhen die Chancen für einen Wiedereinstieg, so ein Studienergebnis. Diese 2008 eingeführten Varianten werden immer beliebter, aber 38 Prozent der Eltern wählten heuer noch das Modell 30 plus 6 Monate.

Judith Schwentner, Familiensprecherin der Grünen, kritisiert, dass die Opposition nicht in die Reform des Kinderbetreuungsgeldes eingebunden ist. Den geplanten Partnerschaftsbonus lehnt sie ab: Die Väterbeteiligung zu erhöhen, sei eine Kulturfrage und beginne beim Bewusstsein in Unternehmen. Die Grünen fordern - wie AK und SPÖ-Frauen - einen Rechtsanspruch auf einen Papamonat. Zudem müsse die Kinderbetreuung ausgebaut werden. "Wenn die arbeitsrechtliche Karenz zum zweiten Geburtstag des Kindes endet, stehen noch immer viel zu viele Frauen ohne Kinderbetreuung da", so Kaske. Er fordert, dass Gemeinden mit einem guten Angebot über einen "aufgabenorientierten Finanzausgleich" laufend mehr Geld bekommen.