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Mehr Bewegung an den Schulen

Von Barbara Ottawa

Politik

Mehr oder weniger Sport an den Schulen war letztes Jahr ein heftig diskutiertes Thema. Einige Bildungsinstitutionen haben sich für ersteres entschieden und abseits von jeglichen ministeriellen Vorgaben extra Sportschwerpunkte eingerichtet. So bietet eine HTL in Graz das Fach "Sportkunde" an. In einem Wiener Gymnasium setzt man hingegen auf Karate.


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In der AHS Hegelgasse 12 (http://www.h12.at ) zeigt sich der Schulalltag von einer neuen Seite. Denn das Gymnasium im 1. Bezirk will sich mit Musik und Kunst in allen Facetten gezielt von anderen AHS abheben. Die engagierten Lehrkräfte gehen neue Wege, die Schülerinnen und Schüler gehen in den Selbstverteidigungskurs beim Herrn Direktor.

"Wir wollen vermehrt auf die Interessen und Fähigkeiten unserer SchülerInnen eingehen und sie damit auf das Leben nach der Schule gezielter vorbereiten", erklärt Michael Jahn, Direktor der AHS Hegelgasse 12. "Mit unseren Schwerpunkten in den Bereichen Musik, bildnerische Kunsterziehung und Polyästhetik ist das viel besser machbar."

Tatsächlich bietet die Schule eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich kreativ zu entfalten, sei es durch Tanz und Theater, Fotografie, Musik, durch das Herstellen von Bühnenbildern oder durch Video- und Computerinstallationen. Daneben gibt es auch die Möglichkeit einer Spezialisierung im Bereich Physik und Chemie.

"Der Tag wird einfach aufgelockert. Es ist irgendwie weniger anstrengend, wenn man sich zwischendurch mal mit was anderem als Mathe und Englisch beschäftigen kann", umreißt Sandra die Vorteile ihrer Schule.

Sport fürs Hirn

Mehr Sportunterricht in den Schulen kann nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale und seelische Gesamtverfassung der Schüler verbessern und die Jugendlichen letztlich fitter fürs Leben und die Jobsuche machen. Davon ist der Grazer Sport- und Leistungsmediziner Peter Schober von der Universitätsklinik für Kinderchirurgie in Graz überzeugt.

Deshalb sollen an der Grazer Polytechnischen Schule Herrgottwies mit fünf statt wie bisher zwei Stunden Sportunterricht pro Woche die Schülerinnen und Schüler besser fit für das Leben und die Jobsuche gemacht werden. Der Projektunterricht wird auch in eine Studie einfließen, die den Zusammenhang zwischen Schulsport, Fitness und Berufsorientierung sichtbar machen soll.

In eine ähnliche Kerbe stößt die Forderung des steirischen Gesundheitslandesrates Wolfgang Erlitz - die auch von der Schülerunion aufgegriffen wurde - nach einem verpflichtenden Fach für Gesundheitsförderung an den Schulen.

"Ein Gesundheitsbewusstsein zu schaffen, ist ein ganz wichtiger Auftrag, den die Schule erfüllen sollte", meint Gregor Schütze, Bundesobmann der Schülerunion. "Mehr Möglichkeiten, sich in den Pausen sportlich zu betätigen und auch das Gefühl zu haben, dass das erwünscht ist, ein Schulbuffet, das beim Bio-Bauern einkauft und gesunde Produkte anbietet und Schulmöbel, die auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind - das sind jene Maßnahmen, die Schülern das Gefühl geben, dass "gesund zu leben" nicht schwer ist", ist Schütze überzeugt.

Sport und die Messtechnik

Ein großer Schritt in diese Richtung wird ab Herbst mit einem neuen HTL-Ausbildungszweig in Graz gemacht.

"Die sportlichen Ambitionen vieler HTL-Schüler kommen zu kurz", so Wolfgang Gugl, Direktor der Höheren Technischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt (http://www.htl-bulmegraz.ac.at ) Graz-Gösting. Dort hat man nun einen - österreichweit einzigartigen - eigenen Ausbildungszweig im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens geschaffen, der die wirtschaftliche Ausbildung mit sportlichen Aktivitäten unter einen Hut bringt. Neben einem zusätzlichen Angebot an Turnunterricht von zwei Stunden pro Woche bietet dieser Ausbildungszweig einen für die HTL neuen Gegenstand "Sportkunde" mit den Unterricht in Anatomie, Physiologie und Trainingsmethoden an.

Darüber hinaus soll der Sport in einem fächerübergreifenden Unterricht stets im Schulalltag präsent sein. So sollen in Messtechnik, Fertigungstechnik, Mechanik, Werkstätte und Labor Anwendungen aus dem Sportbereich behandelt.

"Auch Projektmanagement kann sich am Sport erproben", so der Direktor. Vertreter aller steirischer Sport-Dachverbände begrüßen diese die körperliche Aktivität unterstützende HTL-Ausbildung. Eine enge Zusammenarbeit mit den Sportvereinen werde angestrebt, so Gugl.

Eine Umfrage unter den rund 2.500 Schülern habe den Bedarf nach einer solchen Klasse gezeigt, schildert der Direktor. Viele Schüler hätten angegeben, dass ihnen der übliche Stundenplan an der HTL zu wenig Zeit für intensive Sportausübung lässt.