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Mehr Bewerber um die Hofburg als je zuvor

Von Simon Rosner

Politik

Auch Heini Staudinger schafft die 6.000 Unterstützer, Dominik Wlazny präsentierte Kandidatur.


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Wenn alles nur Spaß sein sollte, dann fehlte der Witz. Dominik Wlazny, im echten Leben als Sänger, Buchautor und Kabarettist "Marco Pogo" bekannt, hat am Donnerstag seine Kandidatur für das Bundespräsidentenamt vorgestellt, das heißt, seine Vorstellungen und Ideen präsentiert. Sieht man von der einen oder anderen flapsigen Formulierung ab, die vielleicht weniger staatsmännisch klang (". . .wird uns um den Schädl flieg’n"), gab Wlazny einen sehr trockenen Überblick über seine Schwerpunkte.

Sein (kleiner) Wahlkampf wird zwar von der von ihm vor sieben Jahren gegründeten Bierpartei unterstützt und finanziert, die es in Wien immerhin auf elf Bezirksratsposten gebracht hat, das Bier-Thema scheint sich aber für ihn vorerst erschöpft zu haben. Wlazny sprach stattdessen über Sicherheit, Klimawandel, Bildung, Pflege- und Gesundheitsversorgung, Kultur, Außenpolitik und Migration, wobei er sichtbar um Seriosität bemüht war, rhetorisch wie optisch. Zu Sakko und weißem Hemd war die zerrissene Jeans am Donnerstag die letzte verbliebene stilistische Referenz an den Rock ’n’ Roll.

Vage Forderungenund Ideen

Wlazny, der Medizin studiert und auch als Arzt gearbeitet hat, ehe er sich beruflich auf die Musik konzentrierte, offenbarte zum Kampagnenauftakt zwar ein breites Themenspektrum, formulierte allerdings nur wenige konkrete und neue Positionen. Und bei den meisten handelte es sich auch um Bereiche, die für den Bundespräsidenten nicht relevant sind, sondern vom Parlament beschlossen werden, etwa um eine schnellere Nostrifizierung von im Ausland erworbenen Ausbildungen im Gesundheitsbereich oder mehr Ausbildungsplätze.

Auch wenn Wlazny, wie die anderen sechs Herausforderer von Amtsinhaber Alexander Van der Bellen, der Regierung gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, will er diese weder entlassen noch an die Kandare nehmen. Sein Amtsverständnis sieht aber dennoch eine aktivere Einmischung vor. Der Präsident müsse Korruption deutlich benennen, sagte Wlazny.

Außenpolitisch blieb er am Donnerstag vage. Der ukrainischen Bevölkerung gelte seine volle Solidarität, Österreich müsse sich aber, sagte er, in der Friedensdiplomatie engagieren. Und es brauche eine breite sicherheitspolitische Debatte.

Die meisten der Vorschläge offenbarten wenig Polarisierungspotenzial. Selbst bei einem Streitthema wie Migration bot Wlazny wenig Angriffsfläche, für wen auch immer. Es brauche geordnete Zuwanderung, korrekte Asylverfahren, man könne aber auch nicht jeden aufnehmen und müsse Menschen schneller in sichere Staaten zurückbringen. Gegen Schlepperei müsse man vorgehen, aber nicht auf dem Rücken von Unschuldigen.

Bei Ministerämtern will Wlazny künftig transparente Bewerbungsprozesse, wie es sie auch bei anderen hohen Staatsposten gibt. Die notwendige Eignung müsse genauer geprüft werden, sagte er. Das genaue Procedere dafür blieb er am Donnerstag aber noch schuldig. Seinen Wahlkampf wird Wlazny übrigens vorwiegend im Internet bestreiten. Bis zum 9. Oktober wird er aber auch alle Landeshauptstädte bereisen. "Ich habe ein Klimaticket."

Staudinger will Gesellschaft ohne Zwang und Angst

Während die Kandidaten Tassilo Wallentin, Gerald Grosz, Walter Rosenkranz (FPÖ) und Michael Brunner (MFG) vorwiegend das Wählerspektrum rechts der Mitte ansprechen, ist Wlazny auf der anderen Seite zu verorten - zumindest bei seiner Präsentation allerdings sehr nahe der Mitte.

Konkurrenzlos ist er dort seit Donnerstag aber nicht, denn auch Heini Staudinger hat es auf den Stimmzettel geschafft. Der Unternehmer aus Schrems ("GEA") hat ebenfalls mehr als 6.000 Unterschriften beisammen. Erstmals werden daher sieben Bewerber um das höchste Amt im Staat wahlkämpfen.

Staudinger, der sich vor zehn Jahren einen medial beachteten Kampf gegen die Finanzmarktaufsicht geliefert hat und sich von Banken unabhängig machen wollte, will eine Gesellschaft mit "weniger Zwang und weniger Angst", wie er auf seiner Website schreibt. Es brauche "mehr Gerechtigkeit, mehr Miteinander, mehr Freiheit, mehr Frieden", immer mehr Menschen spüren dies deutlich, heißt es. "Ich möchte diesen Menschen eine Stimme geben."