Zum Hauptinhalt springen

Mehr Blutauffrischung in den Amtsstuben

Von Gerhard Steger

Wirtschaft
Anforderungsprofil an neue Mitarbeiter im öffentlichen Dienst: Ehrgeizig, neugierig und wertorientiert. Foto: bbox

Dienst nach Vorschrift vor dem Aus. | Ehrgeizige Querdenker als Vorbild. | Wien. In Zeiten von Budget- und damit auch Personalrestriktionen ist es eine rare Gelegenheit, junge Mitarbeiter für den öffentlichen Dienst zu rekrutieren. Umso mehr sollte eine möglichst gründliche Prüfung erfolgen, wer aus der großen Zahl der Bewerber hervorstechen und als so genannter High Potential aufgenommen werden sollte.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

An die Verwaltung werden oft widersprüchliche Erwartungshaltungen herangetragen: Mehr Bürgerorientierung mit weniger Personal, laufendes Einbeziehen der Mitarbeiter und zugleich rasche und effiziente Entscheidungsprozesse sowie klare Standpunkte und doch die Fähigkeit, andere Positionen mitzudenken und ausgleichend zu wirken. Dies alles erfordert von künftigen Mitarbeitern die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte adäquat einzuschätzen, angemessene Schlüsse daraus zu ziehen und in schwierigen Situationen richtig zu reagieren. Ausgeprägte Analyse- und Abstraktionsfähigkeit sind unbedingt erforderlich.

Herausforderungen suchen und meistern

Neugier und Ehrgeiz, harte Nüsse zu knacken, sind ebenfalls Voraussetzung. Nur wer den Antrieb hat, sich an der erfolgreichen Bewältigung großer Herausforderungen zu versuchen und diese auch unbedingt zu meistern, hat das Zeug, später auch in Führungsfunktionen zu bestehen. Wer es gerne einfach und gemütlich hat, sollte bei Bewerbungen jedenfalls nicht zum Zug kommen. Zugleich sollten Bewerber Ehrgeiz zur Lösung schwieriger Aufgaben mit Zähigkeit und Realitätssinn verbinden, um nicht am Ende frustriert das Handtuch zu werfen.

Die klügsten Köpfe nützen nichts, wenn sie unfähig zur Kooperation mit anderen sind: Sei es aus Egoismus, Selbstverliebtheit, übersteigertem Ehrgeiz, Misstrauen oder was auch immer. Erfolgreiches Agieren in Verwaltung klappt nur im Miteinander. Wer keine Freude an der Kooperation mit anderen hat, wer am liebsten allein im Kämmerchen sitzt, wird auf Dauer keinen guten Verwaltungsjob machen.

Mit sozialer Kompetenz ist auch die jeweilige Werthaltung verbunden. Künftige Mitarbeiter müssen ausgeprägte Gemeinwohlorientierung mitbringen. Wichtig ist, dass sie im Handeln der jeweiligen Personen zum Ausdruck kommt.

Neugier und Lernbereitschaft

Erfolgreiche Institutionen brauchen Innovation. Diese kommt aus der Neugier, aus dem Spaß daran, kreative Lösungen für Probleme zu finden. Hier ist es wichtig, in der Verwaltung ein Klima des eigenständigen Denkens zu ermöglichen. Wir brauchen Blutauffrischung durch realitätsbezogene Querdenker; Menschen also, die wissen, dass man nicht alles sofort ändern kann, dass es verbindliche Regeln gibt, aber die zugleich Probleme als Chance begreifen. Dies gilt nicht nur für Prozesse in Ämtern oder für inhaltliches Vorgehen, das gilt auch für das ständige Arbeiten an sich selbst: Aus Fehlern lernen und aus Problemen innovative Schlüsse ziehen.

Nun gibt es relativ viele, die einzelne dieser Qualifikationen aufbringen, aber nur wenige, die bei allen überdurchschnittlich abschneiden. Die gilt es zu finden. Jede Führungskraft sollte es als Privileg empfinden, solche Menschen entwickeln zu dürfen und damit einen wesentlichen Beitrag zu einer leistungsfähigen, am Gemeinwohl orientierten und von den Bürgern respektierten Verwaltung zu generieren.

Gerhard Steger ist Fachbuchautor und Sektionschef im Finanzministerium.