Van der Bellens Anhänger feiern in den Sofiensälen.
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Wien. 53,6 Prozent in der ersten Hochrechnung. Die Entscheidung ist gefallen, bereits kurz nach 17 Uhr. Hunderte Anhänger Alexander Van der Bellens feierten ihren Kandidaten in den Sofiensälen im dritten Wiener Bezirk. "Mehr denn je, VdB", wurde skandiert, nachdem die Hochrechnung bekannt wurde. "Das ist ein gutes Vorzeichen", schrie ein älterer Herr und küsste seine Frau. "Jetzt kann nichts mehr passieren." Einige der Gäste fielen sich in die Arme. Immer wieder setzten Jubelchöre ein.
Vor den ersten Hochrechnungen überwog unter den Gästen noch ein anderes Gefühl, es war vor allem eines zu hören: "Es wird ein verdammt knappes Rennen." Bei der aufgehobenen Stichwahl im Mai hatten die beiden Hofburg-Kandidaten nur rund 30.000 Stimmen getrennt. Auf ein ähnliches Szenario müsse man sich wieder einstellen, hießt es. Einige Anhänger spürten auch eine Transformation Alexander Van der Bellens im Wahlkampf, die sie kritisch sahen.
"Ich glaube, dass es Hofer wird", heißt es von zwei jungen Van-der-Bellen-Wählern noch vor der ersten Hochrechnung am Nachmittag. Warum das schlechte Gefühl? "Die Wahlbeteiligung wird niedriger sein, die Hofer-Wähler sind motiviert und werden eher zu Wahl gehen", sagt einer der beiden. Er vermutet, dass einige, die zuvor Van der Bellen gewählt haben, entweder nicht mehr wählen gehen oder weiß wählen werden. "Van der Bellen hat sich im Wahlkampf verändert, war in den letzten Konfrontationen angriffig, das passt nicht zu ihm."
"Van der Bellen war nie ein klassischer Grüner oder Linker", bringt es ein junger Mann auf den Punkt. Der grüne Kandidat musste breitenwirksamer werden, um Hofer Stimmen in dem langen Wahlkampf abzugraben. Das Amt alleine bot nach drei Wahlrunden keine thematischen Spielräume mehr. Das scheint Van der Bellen gelungen zu sein.