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Mehr Flüchtlinge, mehr Arbeitslose

Von Petra Tempfer

Politik

Ohne Flüchtlinge wäre die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr nahezu gleichgeblieben.


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Wien. Insgesamt 405.470 Menschen waren im Mai auf Jobsuche, das sind um 2,5 Prozent mehr als im Mai des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote ist aber gleichgeblieben, sie liegt bei 8,6 Prozent. Denn auch die Zahl der unselbständig Beschäftigten ist gestiegen. So weit, so gut.

Betrachtet man allerdings die Zahl der anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten, die derzeit auf Jobsuche sind, und zieht diese von der Arbeitslosenzahl ab, so wäre Letztere gegenüber Mai 2015 nahezu gleichgeblieben. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) waren im Mai nämlich 24.461 Flüchtlinge auf Arbeitssuche, das ist ein Plus von 49 Prozent zum Vergleichsmonat 2015. Damals lag die Zahl der Arbeitslosen (vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) bei 395.518 (rund 16.000 davon Flüchtlinge).

Stellt man Zahlenspiele wie diese für die Vormonate an, sind die Ergebnisse ähnlich. Dass sich die hohe Zahl an Flüchtlingen, die seit Sommer des Vorjahres nach Österreich kommen, nun zunehmend in der Arbeitslosenstatistik niederschlägt, ist freilich wenig verwunderlich. Interessant ist aber, dass eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung aus Deutschland ergeben hat, dass die Hälfte der Asylberechtigten innerhalb von fünf Jahren integriert sein wird - und zwar was Job oder eine zukunftsträchtige Ausbildung betrifft. Das heißt, nur die Hälfte der Flüchtlinge wird laut Studie längerfristig arbeitslos sein.

"Diese Prognosen sind auf Österreich übertragbar", sagt dazu Beate Sprenger vom AMS Österreich. Um zu analysieren, welche Ausbildung Flüchtlinge mitbringen und inwieweit diese den österreichischen Standards entspricht, führe man gleich zu Beginn Kompetenzchecks durch. Nachschulungen und Ausbildungen passierten immer in Kombination mit Deutschunterricht.

"Afghanen schlecht ausgebildet"

Die Integration von Flüchtlingen sei freilich eine Herkulesaufgabe, sagt Sprenger zur "Wiener Zeitung". Vor allem Afghanen seien meist schlecht ausgebildet, traumatisiert und könnten kein Deutsch. Afghanen bilden die zweitgrößte Gruppe der arbeitssuchenden Flüchtlinge, Syrer liegen an erster Stelle, Russen an dritter. Weiters folgen Staatenlose respektive Personen mit ungeklärter Nationalität sowie Geflüchtete aus dem Irak und dem Iran. Bildungsmäßig weisen rund 64 Prozent der Syrer Pflichtschulausbildung auf, der Rest eine höhere und akademische Ausbildung. Unter den Afghanen haben indes rund 90 Prozent nur Pflichtschulausbildung. Zwei Drittel der arbeitslosen Flüchtlinge sind in Wien gemeldet.

Die Wirtschaftskammer reagierte in diesem Zusammenhang empört auf geplante Änderungen bei der Regelung für Saisonniers. Dadurch werde die Beschäftigung temporärer, ausländischer Arbeitskräfte erschwert. Diese nähmen den Inländern keine Jobs weg, da es im Tourismus ohnehin schwierig sei, alle offenen Posten zu besetzen, so die Kammer.

Pleiten Zielpunkt und Baumax

Aber nicht nur der Zuzug erhöht das Angebot potenzieller Arbeitskräfte. Auch die beiden Großpleiten von Zielpunkt und Baumax hinterlassen weiterhin deutliche Spuren in der Arbeitslosenstatistik, heißt es vonseiten des AMS. 798 ehemalige Mitarbeiter von Zielpunkt suchen noch einen Job, bei Baumax sind es 149.

Großes Sorgenkind bleiben auch die Langzeitarbeitslosen. Deren Plus im Jahresvergleich lag im Mai bei 87 Prozent. Gleichzeitig sind die Arbeitslosen immer länger ohne Job - im Mai waren es 126 Tage, ein Zuwachs von zwölf Tagen im Vergleich zu Mai 2015. Ältere waren ebenfalls häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Bei den Personen ab 50 Jahren gab es einen Zuwachs von 6,1 Prozent auf 93.859. Neben dem Zuzug aus dem Ausland trägt laut Sozialministerium auch die Erhöhung des Pensionsalter eine Mitschuld am Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Die positive Konjunkturentwicklung ist für Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) noch nicht am Arbeitsmarkt angekommen.