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Mehr Gäste, weniger Ertrag

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

3,6 Prozent Nächtigungsplus durch vergünstigte Zimmerpreise erkauft.| Schellhorn: "Nächtigungszahlen sind auf Kosten der Rentabilität gestiegen."


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Wien. Der Tourismus-Rekordwinter gibt den österreichischen Beherbergungsbetrieben keinen Grund zum Jubeln - denn während die Kosten für die Hoteliers steigen, sinken die Zimmerpreise: "Die Hoteliers haben sich dem verstärkten Wettbewerb gestellt und die Nächtigungszahlen auf Kosten der Rentabilität in die Höhe getrieben", sagt Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV).

Weil viele Herbergen aufgrund der großen Konkurrenz ihre Zimmerpreise nicht im Ausmaß der Inflationsrate erhöhten, sei den Betrieben in den vergangenen vier bis fünf Jahren ein Wertverlust von fünf bis zehn Prozent entstanden, so Schellhorn. Während der Städtetourismus boomt, sei es besonders in Ferienregionen schwierig, Preise zu erhöhen.

Auch Tourismusobmann Johann Schenner betont: "Dass die Nächtigungen zum Teil auch über vergünstigte Zimmerpreise erkauft worden sind, ist auch kein Geheimnis. Das bedeutet, dass die Erträge hinter den Zuwächsen der Nächtigungen zurückbleiben." Durch die Eröffnung neuer Herbergen verteile sich ein Mehr an Nächtigungen auf ein Mehr an Betten, womit die Auslastung in vielen Betrieben rückläufig sei.

Außerdem bedeute ein Nächtigungsplus nicht automatisch, dass die Urlauber mehr für Essen, Trinken und Unterhaltung ausgeben. "Hier drehen die Gäste in Zeiten wie diesen immer noch den Euro zwei Mal um", sagt Schenner, der 90.000 Tourismusbetriebe in Österreich vertritt.

Die Nächtigungen von Österreich-Urlaubern stiegen in der abgelaufenen Wintersaison - trotz Schneemangels zu Beginn - um 3,6 Prozent auf den Höchstwert von 64,3 Millionen Nächtigungen, die Gästeankünfte erreichten mit 16,43 Millionen (plus 4,8 Prozent) einen neuen Rekord. Nach drei Jahren in Folge mit einem Nächtigungsminus wurde nun von November bis Ende April das Ergebnis des Winters 2007/08 um eine Million Nächtigungen übertroffen. Die Nächtigungen von Inländern stiegen um 3,1 Prozent auf das Rekordniveau von 15,32 Millionen. Die Nächtigungen ausländischer Urlauber wuchsen um 3,8 Prozent, liegen aber noch unter dem Höchstwert vor vier Jahren.

Aus den wichtigsten Herkunftsländern gab es Zuwächse: Bei Nächtigungen von Deutschen um 4,4 Prozent, bei Schweizern aufgrund des starken Frankens um 14,4 Prozent und bei Russen um 18,4 Prozent. Der Herkunftsmarkt Niederlande brachte 1,1 Prozent weniger Nächtigungen.

Gewerkschaft pocht auf 1450 Euro Mindestlohn

In den Kollektivvertrags-Verhandlungen für die rund 200.000 Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe, die am Donnerstag in die vierte Runde gingen, pocht die Gewerkschaft weiterhin auf einen Mindestlohn von 1450 Euro. Die Arbeitgebervertreter bieten 1250 Euro brutto an.