Richard Schenz, vormals OMV-Chef und nun Regierungsbeauftragter für den Kapitalmarkt, will das Geld der Österreicher von den Sparbüchern auf Aktiendepots umschichten und damit gleichzeitig die private Pensionsvorsorge ankurbeln. Ein steuerlich gefördertes Altersvorsorgeprodukt mit Österreich-Bezug soll zur Schaffung einer Aktienkultur beitragen, sagte Schenz gestern, Mittwoch, in einer Pressekonferenz.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Produkt werde flexibel sein, eine Ausstiegsmöglichkeit bieten und eventuell sogar eine Kapitalgarantie des Staates beinhalten, kündigte Schenz an. Als weitere Maßnahmen zur Belebung des österreichischen Kapitalmarktes nannte Schenz auf der Nachfrageseite die Bildung von Österreichfonds - zum Beispiel auf Basis der Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften - und den Ausbau der Mitarbeiterbeteiligung.
Um mehr Unternehmen zum Gang an die Börse zu bewegen, schlägt Schenz unter anderem Steueranreize für die Eigenkapitalstärkung über den Kapitalmarkt, insbesondere für IPOs (Initial Public Offering) vor. Außerdem könne er sich vorstellen, dass ein Unternehmenserbe, der seinen Anteil innerhalb eines Zeitraums von drei bis fünf Jahren an die Börse bringt, die Erbschaftssteuer rückvergütet bekomme. Dem Finanzminister habe er nun sein Grobkonzept vorgelegt, und es habe Grasser gefallen, berichtete Schenz. Über die Finanzierung des Aktionsplans für den Kapitalmarkt sei aber noch kein Wort gefallen. Dass seine Iden zum Teil alt seien, sei ihm klar, "meine Aufgabe ist es nicht, das Rad neu zu erfinden", so Schenz. Angesichts der Marktkapitalisierung von 15% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) - der EU-Schnitt liegt bei 110% - sei jedoch Handlungsbedarf gegeben. Die jüngsten Bilanzskandale in den USA hätten das Vertrauen in die Aktienmärkte nicht gerade gefördert. Schenz geht aber davon aus, dass es sich dabei um eine "vorübergehende Sache" handelt.
Corporate Governance Kodex soll bis 1. Oktober stehen
Bis zum 1. Oktober 2002 soll ein einheitlicher österreichischer Corporate Governance Kodex, der auch international herzeigbar ist, fertiggestellt sein. "Möglichst kurz und möglichst klar" soll das Regelwerk sein, wünscht sich Schenz. Ein besonders wichtiges Anliegen ist ihm die Beschränkung der Anzahl an Aufsichtsratsmandaten auf vier bis sechs: "Aufsichtsrat zu sein, ist ein ernstzunehmender Job." Idealerweise sollte es nur dann eine "Gage" geben, wenn auch gearbeitet werde. Er könne sich vorstellen, die Höhe der Tantiemen von der Anwesenheit bei den Sitzungen abhängig zu machen, so Schenz.