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Mehr Geld und Personal fürs AMS

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Lage am Wiener Arbeitsmarkt ist extrem angespannt. 94.515 Personen waren Ende Jänner ohne Job - in Österreich sind es 312.450. Die Arbeitslosenzahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 10% - ein negativer Rekord im Vergleich mit den Bundesländern. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder sowie die Präsidenten der Arbeiter- bzw. Wirtschaftskammer, Herbert Tumpel und Walter Nettig, berieten gestern die Lage. Resultat: Der Bund und das Land Wien werden künftig miteinander kooperieren.


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Die Zeit der gegenseitigen Schuldzuweisungen ist vorbei. Jetzt soll in puncto Arbeitsmarkt die Zusammenarbeit im Zentrum stehen. "Dieser Weg gemeinsamer Programme statt Schuldzuweisungen ist der bessere", betonte Rieder nach dem Gespräch vor Journalisten. Auch Bartenstein zeigte sich angetan und gab bekannt, dass er mit Rieder innerhalb eines Monats wieder zusammentreffen werde. Dazwischen sollen Arbeitsgruppen tagen.

Das Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) soll mehr Personal und mehr Geld bekommen. Rieder hatte zuvor einer Erhöhung des AMS-Budgets um 20 Mill. Euro und die Aufstockung der Stellen um 10% gefordert. Beides dürfte annähernd erfüllt werden. Zusagen über Finanzielles wollte Bartenstein nicht bestätigen.

Vereinbart wurde auch, das Jugendausbildungssicherungsgesetz (JASG) zu verlängern. Das Auffangnetz aus Ersatzausbildungsplätzen wird dadurch 2004 und 2005 frühzeitig gesichert. Jugendliche ohne Lehrstelle werden im Herbst nicht wie bisher monatelang in der Luft hängen. Bartenstein erwägt auch, die Ausbildungszeit von zehn auf zwölf Monate auszudehnen. Der positive Effekt für Rieder: Ohne Lehrstelle ist damit eine durchgängige Ausbildung bis zur Lehrabschlussprüfung möglich.

Ein Riesenproblem vieler Arbeitslosen ist ihre schlechte Ausbildung. In Österreich sind 10.476 Menschen ohne Pflichtschulabschluss, zwei Drittel davon in Wien. Ähnlich ist das Problem bei Personen, die nur einen Pflichschulabschluss haben. Von 97.506 lebt ein Drittel in Wien. Diese Minderqualifizierten, die meisten von ihnen sind Migranten, brauchen besondere Ausbildungsmaßnahmen. Auch WKÖ-Präsident Christoph Leitl beklagt dieses Defizit und kritisiert, dass viele Lehrstellensuchende mit schlechten Zeugnissen kommen und deshalb von den Firmen nicht genommen werden. Bartenstein verspricht, dass auch dieses Problem von einer Initiativgruppe, der auch die Schulverwaltung angehört, angegangen wird.

Das Wifo weist auf die Strukturprobleme in der Bundeshauptstadt hin. So ist die Zahl der Arbeitslosen seit 1996 steigend. Der Modernisierungsdruck sei groß, so Experte Peter Mayerhofer. In den Dienstleistungsbetrieben wurden viele Mitarbeiter gekündigt oder Stellen nicht nachbesetzt. Dasselbe passierte in der Industrie. Die Firmenfusionen in den 90er Jahren haben die Arbeitsplätze ebenfalls vernichtet. "Wien ist stark betroffen, da hier viele Unternehmen ihre Zentrale haben," erklärt Mayerhofer. Jetzt zeigen die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand ihre negative Seite und lassen die Arbeitslosigkeit der Akademiker steigen.