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Mehr Gewinn trotz Krise

Von Karl Leban

Wirtschaft

Die Raiffeisen Bank International steigert ihr Konzernergebnis im ersten Quartal, | obwohl die Ukraine rote Zahlen beisteuert und Russland deutlich weniger Gewinn abwirft.


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Wien. Die Krise rund um die Ukraine und Russland wirft der Raiffeisen Bank International (RBI) bereits Schatten auf das dortige Geschäft. Doch negative Auswirkungen auf das Konzernergebnis hat sie bisher noch keine. Im abgelaufenen ersten Quartal verdiente das Institut mit dem Giebelkreuz-Logo unterm Strich 161 Millionen Euro, der Gewinn fiel damit sogar etwas höher aus als im gleichen Vorjahresquartal (157 Millionen).

Analysten zeigten sich von den Zahlen positiv überrascht. An der Wiener Börse legte die RBI-Aktie am Donnerstag einen Kurssprung von fast sechs Prozent auf 23,46 Euro hin.

Dennoch: In der Ukraine setzte es für die in Osteuropa prominent vertretene Bank im ersten Jahresviertel einen Verlust von 24 Millionen Euro, nachdem es im Gesamtjahr 2013 einen Gewinn von 101 Millionen gegeben hatte. Die dortige Tochter Aval leidet unter dem wirtschaftlichen Verfall des Landes, konkret vor allem unter deutlich steigenden Vorsorgen für faule Kredite und dem Kursrutsch der Landeswährung Grywna. Problemkredite kosteten sie bis März 92 Millionen Euro. Schon im vergangenen Jahr galt etwa ein Drittel aller in der Ukraine vergebenen Kredite (derzeit drei Milliarden Euro) als notleidend.

Russland weiterhingrößter Gewinnbringer

In Russland rutschte die RBI zwar nicht in die Verlustzone, der Gewinn schrumpfte aber um 30 Prozent auf 109 Millionen Euro. Trotzdem spricht Bankchef Karl Sevelda von einem "relativ normal laufenden Geschäft". Grund für den Gewinnrückgang seien in erster Linie Bewertungsverluste bei Wertpapieren, im operativen Geschäft habe es hingegen trotz schwächerer Inlandskonjunktur einen moderaten Zuwachs gegeben. Überraschendes Detail am Rande: Vom Abfluss von Investorenkapital - internationale Schätzungen sprachen mit Blick auf die Krim-Krise bereits von zig Milliarden - sieht sich die Bank "eigentlich kaum" betroffen. Laut RBI steuerte Russland im ersten Quartal erneut den größten Beitrag zum Konzernergebnis bei.

Die aktuelle Lage in den ostukrainischen Krisenregionen Donezk und Lugansk bezeichnet Sevelda als "unübersichtlich". Dies mache "rasche und flexible Reaktionen" notwendig. Derzeit sind 14 der 84 dortigen RBI-Filialen geschlossen. Im Osten der Ukraine hat Raiffeisen 590 Millionen Euro an Krediten vergeben. Teile dieses Volumens sind gefährdet, weshalb die Bank Rückstellungen von rund 100 Millionen Euro bilden musste. Im Übrigen ist die Neukreditvergabe in der Ostregion bei ihr momentan eingeschränkt.

Auf der Krim hat die RBI im März/April die Reißleine gezogen. Alle 32 Filialen wurden dichtgemacht, die Immobilien samt Infrastruktur an ein lokales Finanzinstitut verkauft und das bestehende Geschäft der russischen Tochterbank übertragen.

Bald grünes Licht fürRückzahlung der Staatshilfe?

In Summe hat die RBI in der Ukraine 770 Filialen, fast 12.900 Mitarbeiter und drei Millionen Kunden. In Russland, dem für sie mit Abstand wichtigsten Markt, betreibt die Bank 196 Zweigstellen, in denen 8530 Mitarbeiter 2,7 Millionen Kunden betreuen. Übrigens ist das Kreditvolumen mit 9,6 Milliarden Euro mehr als dreimal so hoch wie in der Ukraine.

An eine signifikante Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen Moskau glaubt Sevelda nicht. Zumal dies auch in der EU gravierende Folgen hätte. Vor diesem Hintergrund rechnet Sevelda für Russland nur mit einer milden Rezession im heurigen Jahr.

Unterdessen scheint die Kapitalausstattung der RBI besser zu sein als gedacht. Wegen der Ukraine und Russland hatte die Finanzmarktaufsicht Raiffeisen im März die Rückzahlung der Staatshilfe (1,75 Milliarden Euro) nicht erlaubt. Jetzt stehe man mit der Behörde kurz vor einer Einigung, sagt Sevelda. Er geht davon aus, dass die Bank in drei bis vier Wochen zumindest einen "wesentlichen Teil" zurückzahlen darf.