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Mehr Jazz und Fest für das Jazz Fest!

Von Christoph Irrgeher

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Was Friedrich Nietzsche genau mit der "ewigen Wiederkehr" gemeint hat, ist umstritten. Er hat diese Idee jedenfalls auch als Gedankenspiel eingesetzt; sie sollte die Menschen anspornen. Stell dir vor, dein Leben würde sich endlos wiederholen: Handle so, dass du es auch das nächste Mal genau so wolltest.

Wohin mutlose Entscheidungen in Endlosschleife führen, zeigt das Jazz Fest Wien: Jahr um Jahr dieselben Gesichter. Thomas Quasthoff und Melody Gardot heuer zum vierten Mal, Till Brönner zum dritten. Nichts gegen sie, doch Wiederholungsorgien sind nicht festlich. Zudem sollte ein Jazz-Festival nicht nur Zugpferde, sondern auch Genre-Schlüsselfiguren aufbieten. Doch was gab es sonst in der Staatsoper? US-Pop mit Cee-Lo Green (hatte 2006 einen Hit), Europop mit Caro Emerald (ein Hit 2011), Austropop mit Norbert Schneider, Soul mit Corinne Bailey Rae. Visionsloses Stückwerk. Klar: Die Sitze des Riesenhauses wollen befüllt sein. Doch wer zwingt das Festival, die Oper dermaßen oft zu bespielen? Das übrige Programm des "Fests" verkommt so zum Rest. Apropos: "Fast die Hälfte" der Künstler kam aus Österreich. Eine schöne Botschaft an den Subventionsgeber. Dass die tatsächlichen Jazz-Kreativen des Landes aber nur selten beim Jazz Fest auftauchen (und dann vielleicht Nischenplätze bespielen), sondern eher beim Festival in Saalfelden, sei auch einmal gesagt. Wien muss nicht das experimentierfreudige Saalfelden werden. Etwas mehr Jazz und Fest hätte das Jazz Fest aber bitter nötig.