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Mehr Kapitalgeber durch höhere Transparenz

Von Michael Krichel

Wirtschaft

Konzernbilanz wird transparenter. | Informationsfluss im Vordergrund. | Wien. Seit Jänner 2005 müssen börsenotierte Unternehmen in der EU den Konzernabschluss grundsätzlich nach IFRS - International Financial Reporting Standards, also internationalen Rechnungslegungsvorschriften - aufstellen. Für Konzernabschlüsse von österreichischen, nicht börsenotierten Unternehmen besteht ein Wahlrecht, den Abschluss nach IFRS oder nach dem Handelsrecht zu legen. Diese Neuerung muss vor dem Hintergrund sich ändernder Rahmenbedingungen für die Unternehmensfinanzierung (Internationalisierung, Mezzanine Finanzierungsinstrumente, Basel II) gesehen werden, da IFRS mehr Transparenz bietet und das Herauslesen tiefer gehender Informationen ermöglicht.


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#Vergleichbare Daten

Für das Unternehmen liegt der Vorteil einer IFRS-Bilanz besonders darin, dass der Konzernabschluss mehr Informationen als jener nach Handelsrecht bietet; Beispielsweise durch den verpflichtenden Cash Flow als auch durch den Eigenkapitalveränderungsspiegel, der nach Handelsrecht bisher nicht erforderlich ist. Ein weiterer positiver Aspekt der IFRS-Bilanzierung ergibt sich im Zusammenhang mit internen Ratings von Banken zur Beurteilung von Kreditnehmern. Die Berücksichtigung solcher Ratings wird für Banken ab dem Jahr 2007 Pflicht. Dabei bietet IFRS die Möglichkeit, das Ergebnis von Ratings positiv zu beeinflussen. So ist etwa die Eigenkapitalquote nach IFRS höher als nach den handelsrechtlichen Vorschriften, da sie zu Marktwerten bemessen wird und nicht mit den Anschaffungskosten gedeckelt ist.

Der wesentliche Unterschied zwischen IFRS und den Rechnungslegungsvorschriften des Handelsrechts ist, dass nicht mehr Gläubigerschutz und Kapitalerhaltung, sondern Informationen für Aktionäre und alle anderen Interessierten im Vordergrund stehen. Vor allem den Investoren sollen wichtige Informationen zur Verfügung gestellt werden, die sie für ihre Anlageentscheidungen benötigen.

Weltweite Akzeptanz

Die Globalisierung der Kapitalmärkte und die dadurch von den Investoren und Finanzanalysten verstärkt erhobenen Forderungen nach international vergleichbaren Finanzdaten haben in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre dazu geführt, dass börsenotierte österreichische Unternehmen zusätzlich zum handelsrechtlichen Konzernabschluss auch einen nach internationalen Standards (International Accounting Standards) erstellen.

Diese werden vom IASB (International Accounting Standard Board) in einem langjährigen Prozess unter Einbeziehung der Öffentlichkeit entwickelt. Das IASB ist eine 1973 gegründete internationale Organisation bestehend aus Berufsvertretungen der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mit Sitz in London. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, internationale Standards zur Rechnungslegung zu entwickeln und ihre weltweite Akzeptanz zu fördern. Die Einhaltung der Standards ist freiwillig und in keinster Weise verpflichtend. Sie nimmt dennoch weltweit stark zu. Großen Anteil daran haben strategische Allianzen und Kooperationen mit verschiedenen "Standard Setting Bodies" und nationalen Gesetzgebern, die die Anerkennung, Empfehlungen und Übernahme der Standards in nationale gesetzliche Regelungen beabsichtigen. Dem IASB kommt somit eine bedeutende Rolle im Bereich der Harmonisierung der Rechnungslegung zu.

Michael Krichel ist Eigentümer der MK Consulting und kooperiert im Bereich IFRS mit Lehner&Partner SteuerberatungsgmbH, Baden.