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Mehr Kraftwerke im Ausland

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Neues Kraftwerk in Italien geht ans Netz. | Verbund hat auch | +++ Umsatz schon jetzt zu 68 Prozent im Ausland. | Termoli. Der Verbund, der größte heimische Stromerzeuger, hat erstmals einen Kraftwerks-Neubau in Italien eröffnet. Das Gaskraftwerk Termoli, eine Anlage mit 800 Megawatt (MW) Leistung, wird in den nächsten Tagen ans Netz gehen. Derzeit laufen gerade die letzten Tests. Die Leistung Termolis entspricht in etwa jenem Kraftwerk, das der Verbund im steirischen Mellach plant.


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"Im Inland kann man kaum noch wachsen", sagt Verbund-Chef Hans Haider vor Journalisten in Italien. Italien ist attraktiv, weil Strom um 40 Prozent teurer ist als in Österreich. Bereits jetzt macht der Verbund fast 24 Prozent seines Umsatzes in Italien. Das Land ist damit der drittwichtigste Markt nach Deutschland und Österreich. Insgesamt macht der Verbund bereits 68 Prozent seines Umsatzes außerhalb von Österreich.

Derzeit ist der Verbund an zwei Stromfirmen in Italien beteiligt: zu 50 Prozent an der Tirreno Power, dem fünftgrößten nationalen Stromerzeuger, und zu 38,5 Prozent an der Sorgenia, die gemessen an der verkauften Strommenge ebenfalls unter den Top 5 liegt. Die Sorgenia ist jene Gesellschaft, die das Kraftwerk Termoli gebaut hat. Abgesehen von Termoli plant die Sorgenia noch drei weitere Kraftwerks-Neubauten in Italien.

Neubau in Frankreich

Auch in anderen Ländern will der Verbund über Auslandstöchter neue Kraftwerke bauen lassen. In Frankreich, wo er am Unternehmen Poweo beteiligt ist, soll eine 400 MW-Anlage entstehen. In Griechenland hat der Verbund bereits eine Gesellschaft zum Kraftwerksbau gegründet. In weiter Zukunft seien auch die Türkei und Rumänien ein Thema, so Haider.

Probleme sieht der Verbund-Chef in den nächsten Jahren von der EU auf die Stromversorger zukommen. Die Kommission werde sehr bald verlangen, dass Unternehmen in Zukunft nicht mehr gleichzeitig Kraftwerke und Stromnetze besitzen dürfen. Mit einer entsprechenden Richtlinie rechnet Haider im Jahr 2008. Für den Verbund sei die Wahl nicht schwer, meint Haider, macht er doch 90 Prozent seines Geschäfts in der Stromproduktion und nur 10 Prozent in der Übertragung. Für einige Landesversorger wäre die Entscheidung aber problematisch.

Haider will arbeiten

Was die Österreichische Stromlösung (ÖSL) betrifft, sagt Haider, es gebe nach wie vor keine unterschriftsreifen Verträge. Man liege bei Bewertungsfragen "hunderte Millionen" auseinander. Bezüglich seiner eigenen Zukunft ist Haider jedoch zurückhaltend. Am 24. Oktober 2006 entscheidet der Verbund-Aufsichtsrat über eine Vertragsverlängerung Haiders. Bei der letzten Aufsichtsratssitzung verweigerte das Gremium dafür vorerst die Zustimmung.

Haider sagt, er wäre bereit, bis Ende 2008 weiter zu arbeiten. Wie seine Chancen dafür stünden "müssen Sie den Aufsichtsrat fragen", so der Verbund-Chef.