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Mehr Leerstände als "Alarmsignal"

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

In den Innenstädten stehen laut Standort + Markt immer mehr Verkaufsflächen leer. Nachmieter sind schwer zu finden.


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Wien. "Wir schließen", "Nachmieter gesucht", "Alles raus!" - solche Aufschriften sind immer häufiger auf Geschäftslokalen in den Innenstädten zu lesen. Die Leerstände in den größten Innenstädten Österreichs sind gestiegen, wie eine Erhebung von Standort + Markt ergeben hat. "Ein Alarmsignal", warnt Geschäftsführer Hannes Lindner. "Setzt sich dieser Trend fort, so wäre innerhalb einer Dekade die City-Einzelhandelslandschaft nicht wiederzuerkennen", heißt es von den Standortberatern.

Die Leerstandsquote ist in 16 im Jahresabstand analysierten Geschäftsstraßen von 3,3 auf 4,1 Prozent gestiegen und hat damit jene in Einkaufszentren (3,6 Prozent) überholt. Vor allem das Zusperren großer Geschäfte wie Slama in der Wiener Mariahilfer Straße oder Gigasport in Dornbirn war für diese Entwicklung verantwortlich.

Gastronomie ersetzt Handel

In den kommenden Jahren wird die Leerstandsrate weiter zulegen, weil einige der derzeit 210 Bankfilialen in den 22 größten Geschäftsstraßen Österreichs zusperren werden, prognostizieren die Standortberater. Von Firmenpleiten wie Niedermeyer bleiben Geschäftslokale übrig, die nur teilweise neue Mieter finden. Ob die ehemaligen Handelsflächen von qualitativen Nachfolgern ersetzt werden, ist laut Lindner "massiv zu hinterfragen". Oft würden dort Gastronomieanbieter wie Schnellimbisse einziehen, die sich das bisherige Mietniveau häufig nicht leisten können. "Das Verhältnis zwischen Standortkosten und Umsatz ist sehr angespannt", erwartet Lindner härtere Verhandlungen zwischen Vermieter und Mieter. "Manche Eigentümer sitzen es aus und nehmen einen Leerstand in Kauf. Es ist meist eine schleichende Entwicklung, bis der Eigentümer eine geringere Miete akzeptiert", sagt Roman Schwarzenecker von Standort + Markt.

Zum Teil könnten Innenstädte die von großen Marken benötigten Verkaufsflächen nicht bieten - deshalb eröffnen Händler neue Standorte oft in Einkaufszentren.

Als "gesund" bewerten die Standortberater die Mariahilfer Straße, die City und die Landstraßer Hauptstraße in Wien sowie die Innenstädte von Graz, Linz, Innsbruck und St. Pölten. Diese verfügen über eine hohe Nutzungsdichte und eine niedrige Leerstandsquote. In der Leobener Innenstadt gibt es laut der Analyse zu viele Verkaufsflächen, die Leerstände sollten beseitigt werden. Als kränklich eingestuft werden Villach, Wiener Neustadt und Wels mit hohen Leerstandsquoten und Flächenressourcen, die der Markt nicht rechtfertigt.

Teuerste Lage ist Wiener City

"Internationale Handelsketten tendieren stark in A-Lagen", sagt Schwarzenecker. In den besten Lagen wie in der größten Einkaufsstraße des Landes, der Wiener Mariahilfer Straße, sind vor allem Modehändler vertreten. Die Kaltmieten in A-Lagen reichen von 320 Euro pro Quadratmeter in der Wiener City ("Goldenes U") oder 120 Euro in Salzburg oder in der Wiener Mariahilfer Straße bis zu 20 Euro in Krems oder 16 Euro in Leoben oder Wiener Neustadt.

"Die Flächendynamik im Einzelhandel lässt nach", sagt Lindner. Dennoch sind heuer 75.000 Quadratmeter an neuen Verkaufsflächen in Einkaufszentren und 67.000 Quadratmeter in Fachmarktzentren geplant. Eines der größten Projekte ist das Einkaufszentrum Citygate mit 55 Shops auf 20.000 Quadratmetern, das im Februar im 21. Wiener Gemeindebezirk eröffnen wird.

Auch der Branchenmix verändert sich: Der Anteil von Gastronomie und Dienstleistungsanbietern wie Frisöre, Reisebüros oder Sonnenstudios steigt. Der zunehmende Einkauf im Internet senkt den Einzelhandels-Anteil sowohl in Innenstädten als auch in Einkaufszentren. Online eingekauft werden hauptsächlich Bekleidung, Bücher bzw. Zeitschriften und Elektro- und Elektronikgeräte, wie Marketagent.com unter 1500 Personen zwischen 14 und 69 Jahren erhoben hat. In den Innenstädten sind deshalb vor allem weniger Bekleidungshändler zu finden. Online-Shopping mache Flächen teilweise "obsolet", so Lindner. Weniger stark sei diese Entwicklung in Fachmarktzentren, wo vor allem günstigere Anbieter präsent sind. So verfügt Kik beispielsweise hierzulande über hunderte Filialen, einen Onlineshop gibt es derzeit nicht.