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Mehr Lohn oder Kampf

Von Regine Bohrn

Wirtschaft

Gewerkschaft will am 12. Oktober ein Ergebnis, sonst droht Arbeitskampf.


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Wien. Bei den Verhandlungen über den Kollektivvertrag (KV) für die Beschäftigen in der Metallindustrie ist der Lohnstreit voll entbrannt: Nach dem am Dienstag die erste Verhandlungsrunde ohne Ergebnis verlief, erhöhte die Gewerkschaft den Druck. Erstmals präsentierte sie im Rahmen einer Pressekonferenz ihre sonst eher vertraulichen Forderungen. Konkret wollen Rainer Wimmer von der Metallergewerkschaft Pro-Ge und Karl Proyer von der GPA-djp ein Lohn- beziehungsweise Gehaltsplus von 5,5 Prozent für die rund 165.000 Beschäftigten in der Metallindustrie.

Die Gründe, warum das Plus so kräftig ausfallen soll, liegen für die Arbeitnehmer-Vertreter auf der Hand: Die Metallbranche sei auf Rekordkurs, die Auftragsbücher seien voll, die Gewinnausschüttungen enorm. Hinzu komme eine hohe Teuerungsrate - zuletzt lag sie bei 3,4 Prozent.

"Totale Missachtung"

Die von den Arbeitgebern gebotenen 3,1 Prozent plus eine Einmalzahlung von 200 Euro seien daher eine "totale Missachtung der Kolleginnen und Kollegen, die unter der hohen Inflationsrate stöhnen", so die Gewerkschafter.

Aber nicht nur mit der Veröffentlichung der Forderungen, sondern auch mit der Abhaltung von Betriebskonferenzen zwischen 5. und 7. Oktober will die Gewerkschaft den Druck erhöhen. Weiters werden am 10. und 11. Oktober in allen Unternehmen Betriebsversammlungen stattfinden, kündigten die Gewerkschafter an. Sollte es bei der nächsten Verhandlungsrunde am 12. Oktober zu keinem Ergebnis kommen, würden sofort "gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen beginnen", sagte Pro-Ge-Chef Wimmer.

Für die Arbeitgebervertreter ist das Vorgehen der Gewerkschaft starker Tobak. "Ich bin tief betroffen und überrascht", sagte Verhandler Christoph Hinteregger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Obwohl er seit 14 Jahren bei den KV-Verhandlungen dabei sei, sei es neu, "Forderungen über die Presse auszurichten." Damit sei der frühere Weg einer funktionierenden Sozialpartnerschaft verlassen worden.

Den Forderungen der Gewerkschafter erteilte Hinteregger, der zusammen mit Alfred Hintringer verhandelt, eine klare Absage: "5,5 Prozent überfordern jeden Industriebetrieb im Metallbereich." Das Argument, dass die Betriebe heuer gut verdient hätten, lässt Hinteregger nicht gelten. "Was wir abschließen, wirkt in die Zukunft." Und diese schaut laut dem Arbeitgeber-Verhandler nicht gut aus. "Auf jeden Fall geht es dramatisch runter."

Finanzielle Beteiligung

An den Unternehmenserfolgen des vergangenen Jahres möchte man die Mitarbeiter aber mitnaschen lassen. Daher wurden Einmalzahlungen angeboten, betonte Hinteregger. Darüber hinaus würden die gebotenen 3,1 Prozent um 0,3 Punkte über der als Verhandlungsbasis angenommen Inflation von 2,8 Prozent (Durchschnitt der letzten zwölf Monate) liegen.