Im Februar waren 475.786 Personen auf Jobsuche. Einen deutlichen Rückgang gab es bei jugendlichen Arbeitslosen, schlecht schaut es weiterhin für Ältere und Ausländer aus.
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Wien. Es sind vor allem die Älteren und Ausländer, die die Zahl der Arbeitsuchenden im Februar im Vergleich zum Vorjahr stagnieren ließen. Dem Sozialministerium zufolge waren nämlich um 6,8 Prozent mehr über 50-Jährige als im Vergleichszeitraum 2016 als arbeitslos gemeldet. Bei den Ausländern waren es um 3,4 Prozent mehr. Gäbe es diese Steigerungen nicht, gäbe es diesen Februar deutlich weniger Jobsuchende als noch vor einem Jahr. Vor allem bei den jugendlichen Arbeitslosen von 15 bis 24 Jahren gab es einen signifikanten Rückgang um 10,8 Prozent.
Insgesamt waren im Februar 475.786 Personen auf Jobsuche, das ist ein Rückgang um 18.066 Suchende gegenüber dem Vormonat Jänner. Arbeitslos gemeldet waren im Februar 400.619, in Schulung befanden sich 75.167. Betrachtet man die einzelnen Branchen, so ging die Arbeitslosigkeit in der Warenherstellung, am Bau und im Handel zurück. Im Tourismus stagnierte sie, im Gesundheits- und Sozialwesen legte sie um 2,4 Prozent zu.
118 Tage arbeitslos
Bei der Zahl der offenen Stellen gab es wie schon im Jänner ein beträchtliches Plus. Diese legten um 37,7 Prozent auf 49.383 zu. Die Zahl der offenen Lehrstellen erhöhte sich um 724 auf 4107. Gleichzeitig waren 5309 auf Lehrstellensuche, ein Rückgang um 458 Jugendliche.
Die durchschnittliche Verweildauer in der Arbeitslosigkeit nahm um einen Tag auf 118 ab. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition lag bei 10,1 Prozent, ein Rückgang von 0,3 Prozentpunkten, so das Ministerium.
Sozialminister Alois Stöger geht davon aus, "dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten noch weiter verstärkt", wie er sagte. Es besteht wohl die Hoffnung, dass das ungleiche Verhältnis zwischen der steigenden Zahl an offenen Stellen und der gleichbleibenden Zahl an Arbeitslosen Letztere künftig sinken lässt. Den Prognosen der Wirtschaftsforscher zufolge wird die Arbeitslosigkeit aber nicht so bald zurückgehen. "Arbeitslosigkeit und Beschäftigung sind keine kommunizierenden Gefäße", sagt dazu Beate Sprenger vom Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich. Die Zahl der Personen, die auf den Arbeitsmarkt hineindrängen, sei nämlich um ein Vielfaches größer.
Zudem korrelierten die Art der Jobs, die die Arbeitslosen suchen, und jene der freien Stellen, die es zu besetzen gibt, nicht uneingeschränkt miteinander. Grundsätzlich fänden 70 Prozent der Arbeitsuchenden innerhalb von drei Monaten einen Job. Die freien Stellen würden zu 75 Prozent innerhalb eines Monats besetzt.
Einen Rekord stelle allerdings der Rückgang um 10,8 Prozent unter den jugendlichen Jobsuchenden dar, sagt Sprenger im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Freilich habe das auch einen demografischen Grund. Die Zahl der Jugendlichen gehe generell zurück. Tatsache sei aber auch, dass immer weniger eine Lehre beginnen und stattdessen weiter in die Schule gehen. Einer Studie des AMS zufolge sinkt die Zahl der Jungen, die erstmals in ein Lehrverhältnis eintreten, seit 2012 kontinuierlich. Waren es damals noch knapp 40.000 im Jahr, so gab es 2015 nur noch 34.150 Ersteintritte (jeweils inklusive Eintritte in eine betriebliche Lehre). Ein Teil der betrieblichen Lehrstellen könne dadurch nicht mehr besetzt werden.
Das AMS Wien, wo die Zahl der Arbeitslosen unter 25 im Februar im Jahresvergleich um 11,1 Prozent zurückgegangen ist, will daher die Lehrausbildung ab sofort "deutlich großzügiger" fördern, kündigte AMS-Wien-Chefin Petra Draxl in einer Aussendung an. Die Zahl der Jobsuchenden ist im Februar um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen.
Um es Wiener Unternehmen leichter zu machen, Lehrlinge auszubilden, erhalten diese nun vor allem für über 18-Jährige mit Qualifikationsmängeln höhere und länger Förderungen: Bis zu drei Jahre lang unterstütze das AMS Wien Ausbildungsbetriebe mit monatlich 400 Euro, bei erhöhter Lehrlingsentschädigung mit 755 Euro, heißt es. Bisher waren es 200 Euro respektive 604 Euro für höchstens ein Jahr. Für mehr als 40 Prozent der beim Wiener AMS gemeldeten offenen Stellen sei ein Lehrabschluss erforderlich.
Weniger Jobsuchende in Tirol
Im Bundesländer-Ranking führt Tirol mit einem Rückgang der Jobsuchenden um 5,3 Prozent vor der Steiermark (minus 3,9 Prozent) und Kärnten (minus 3,8 Prozent). Das einzige Bundesland mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit ist Niederösterreich (2,1 Prozent). Hier gab es hinter Wien auch das stärkste Plus bei den Schulungsteilnehmern. Gleichzeitig war Niederösterreich aber führend bei der Zunahme der offenen Stellen (plus 64,9 Prozent).
Die Arbeitslosigkeit von Männern nahm um ein Prozent ab, jene von Frauen um 1,7 Prozent, wobei die Arbeitslosigkeit der Frauen im Vorjahr stärker gestiegen ist als jene der Männer. AMS-Chef Johannes Kopf appellierte am Mittwoch im Vorfeld des Weltfrauentages am 8. März an die Arbeitgeber, bei Fachkräftemangel in technischen Bereichen auch an die Frauen zu denken. Inzwischen seien diese bei den Jungen im Schnitt besser ausgebildet - und die Erfahrung im AMS zeige, dass sie auch oft wissbegieriger seien.
Da mittlerweile 47 Prozent der arbeitenden Frauen dies in Teilzeit tun, könne man nicht mehr von atypischen Berufen sprechen, so der AMS-Chef. Grundsätzlich sei sowohl bei Männern als auch bei Frauen der Jobzuwachs auf Teilzeitarbeit zurückzuführen. Die Zahl weiblicher Teilzeitbeschäftigter näherte sich in den Vorjahren jener der vollzeitbeschäftigten Frauen an.