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Mehr Platz für Demokratie

Von Simon Rosner

Politik
Der neue Sitzungssaal des Parlaments mit Glaskuppel.
© Rendering: Jabornegg & Pallfy_Axis

Das Parlamentsgebäude wird nicht nur saniert, sondern auch größer. Der Plenarsaal erhält eine Glaskuppel.


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Wien. Die Frontalansicht täuscht ein wenig. Der klassizistische Stil des Parlamentsgebäudes besticht zwar nicht gerade durch Zurückhaltung, dennoch wirkt das Bauwerk kleiner, als es tatsächlich ist. Die Nutzungsfläche beträgt nämlich mehr als 15.000 m2. Zum Vergleich: Der Ringturm bietet eine Gesamtfläche von 12.000 m2, hat allerdings 23 Stockwerke.

Die Größe des Parlaments liegt in seiner Breite, und bis zum Jahr 2020 kommen noch einmal rund 5000 Quadratmeter an Nutzfläche Fläche hinzu. Die Generalsanierung des Parlaments, die im Juli beschlossen wurde, wird auch eine grundlegende Erneuerung werden, wie die am Donnerstag vorgestellten Pläne zeigen. Die Bietergemeinschaft des Architekturbüros Jabornegg&Palffy mit dem Ziviltechnikerbüro Axis war aus dem anonymen Vergabeverfahren als Sieger hervorgegangen.

"Es ist ein schöner Tag für das Parlament. Was jahrelang vorbereitet wurde, wird nun in die Tat umgesetzt", sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures. Ähnliches hörte man auch nebenan im Sitzungssaal des Parlaments, wo gerade die Reform des U-Ausschusses debattiert wurde, es dürften also generell gute Zeiten für den heimischen Parlamentarismus sein.

Landmark-Charakter

Der große Saal wird nach dem Umbau wiederzuerkennen, aber eben grunderneuert sein. Das Dach, durch das es vor einigen Jahren einmal geregnet hat, wird einer gewölbten Glaskonstruktion weichen; auch als sichtbares Symbol der Öffnung und Transparenz. Die Idee ist nicht komplett neu, so hat ja auch das Reichstagsgebäude in Deutschland beim Umbau eine gläserne Kuppel erhalten, und die Konstruktion in Wien wird ebenfalls Landmark-Charakter erhalten und ist technisch jedenfalls eine Besonderheit.

Der neue Sitzungssaal wird auch abgeflacht sein, im ihn barrierefrei zu machen, was eine der notwendigen Aufgaben bei der Sanierung war. Mittlerweile andere Brandschutzauflagen als zu Zeiten von Theophil Hansen, dem Erbauer des Parlaments, machen es auch notwendig, zwei zusätzliche Treppenhäuser einzuziehen, was ohne Eingriff in die Substanz gelungen ist. Sie werden, quasi freistehend, in zwei Lichthöfe eingezogen. "Man überschreibt die Architektur Hansens nicht", sagt Architekt Andras Palffy.

Die zusätzliche Nutzungsfläche wird durch zwei Eingriffe geschaffen: Ganz oben, auf Höhe der Glaskuppel, werden Kuben installiert, in denen die Demokratiewerkstatt einzieht, sie ist ein Vermächtnis der im Sommer verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Auch eine Cafeteria wird es ganz oben geben.

Raum geschaffen wird unter anderem mit dem Abbruch der sogenannten "Journalistenstiege", die hinter dem Plenarsaal nach oben führt- dafür gibt es dann die neuen Treppenhäuser. Das schafft auch Platz für die im Parlament mittlerweile dringend benötigten neuen Büroräumlichkeiten. Auch im Erdgeschoß wird neuer Raum geschaffen, der sowohl für Ausschussräumlichkeiten wie auch für ein neues Entree für die Besucher des Parlaments genutzt wird.

Maximal 422 Millionen Euro

Unterhalb der Säulenhalle wird es ein Besucherzentrum geben sowie Platz für Ausstellungen. Da diese Agora, wie es Palfy nennt, völlig neu geschaffen wird, wird sie auch optisch herausstechen. Insgesamt soll das Parlamentsgebäude nach seinem Umbau durch eine bessere bauliche Trennung sowohl besucher- als auch arbeitsfreundlicher sein.

Bures nennt das Vorhaben "ein Jahrhundertprojekt" und es soll auch in etwa für diesen Zeitraum Bestand haben. Für die Sanierung war auch ein eigenes Gesetz nötig, das im Juli beschlossen wurde, mehrere Kontrollebenen begleiten die Bau. Auch eine Kooperation mit Transparency International wurde eingegangen.

Auch wenn noch eine Detailfragen in der Planung offen sind, steht bereits der Finanzrahmen fest. Er beträgt 352,2 Millionen Euro, wobei eine Schwankungsbreite von 20 Prozent möglich ist, also maximal 422,6 Millionen Euro. Hinzu kommt noch die Zwischennutzung für die Zeit des Umbaus. Der Sitzungsbetrieb wird weitgehend in die Hofburg übersiedeln, doch es müssen auch Büros angemietet werden, die möglichst nahe sind. Hierfür sind maximal 51,4 Millionen Euro eingestellt. Im September 2020 soll das neue Parlament dann bezogen werden.