Der Bildungsmissstand wird von den politisch Verantwortlichen an die politisch Nicht-Verantwortlichen delegiert.
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Die Überforderung der Regierung mit der Gestaltung der Zukunft unseres Landes zeigt sich besonders im Umgang mit der seit Jahrzehnten schwelenden Bildungsmisere. Der Bildungsmissstand ist seit langem evident, wurde und wird von den politisch Verantwortlichen permanent und ohne Scham an die politisch Nicht-Verantwortlichen, nämlich an die Betroffenen, delegiert: an Schüler, Eltern und Lehrer. Die Politik selbst besteht auf Fortführung von Einflussnahme und Gängelung des gesamten Bildungsapparats zugunsten ihrer parteipolitischen Interessen. Die parteipolitische Besetzung der Schulverwaltungsbehörden ist dabei eines der wesentlichsten Probleme. Diesen Missstand haben sich SPÖ und ÖVP vor langer Zeit verfassungsrechtlich abgesichert: Dem Landesschulrat als Schulbehörde des Landes sitzt der Landeshauptmann als Präsident vor, unterstützt von einem amtsführenden Präsidenten. Die Kollegien der Landesschulräte werden nach dem Stärkeverhältnis der politischen Parteien bestellt. Die Schulleitungen wiederum werden durch diese parteipolitisch ausgerichteten Kollegien bestellt. Eine echte Schulautonomie ist mit solchen Voraussetzungen nicht möglich, die von Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek propagierte Schulautonomie ist reine Augenauswischerei. Eine von ihr groß angekündigte Schulreform wurde und wird unter Ausschluss der Betroffenen zusammengestöpselt, unabhängige Schulpartner, Elternvertreter oder parteiunabhängige Bildungsexperten waren bei den Sitzungen nicht zugelassen. Die komplette Verlagerung der Schulverantwortlichkeit an die Länder würde der Bildungszukunft Österreichs einen Bärendienst erweisen. Eine Verländerung der Bildung verfestigt die parteipolitische Einflussnahme und macht die Schulen, Schüler, Eltern und Lehrer zu politischen Geiseln der "Landeskaiser". Was Österreich braucht, ist eine Stärkung des Privatschulsektors wie in den Niederlanden. Im Bereich der Privatschulen existiert Schulautonomie in Österreich bereits. Mit der verstärkten Förderung nicht konfessioneller Privatschulen könnte mehr Druck auf das öffentliche Schulsystem ausgeübt werden. Die Niederlande sind den Weg der verstärkten Unterstützung privater Bildungseinrichtungen gegangen, zwei Drittel aller Schüler besuchen eine private Schule. Diese werden vom Staat gefördert, die Wahl der Unterrichtsmethoden steht den Schulen jedoch frei. Lehr- und Lerninhalte werden in staatlichen Richtlinien formuliert und verbindlich festgelegt. Die Leistungsfähigkeit der Schüler wird mittels landesweiter, staatlicher Tests regelmäßig überprüft. Die Schulen fungieren als "Coaches", die ihre Schüler auf die externen Prüfungen vorbereiten. Die Ausgestaltung des Weges zur Erreichung eines positiven Abschlusses steht weitestgehend frei, was eine gesunde Konkurrenzsituation unter den Schulen erzeugt und die Qualität des Unterrichts hebt. Bemerkenswert ist auch, dass in den Niederlanden die Gesamtschule in der von der SPÖ und den Grünen propagierten Form nicht existiert, es bestehen lediglich "Schulkooperationen", wo unter einem Dach mehrere Schultypen beherbergt werden. "Politik raus aus den Schulen" funktioniert am einfachsten und schnellsten, wenn künftig private Bildung gefördert und staatliche reduziert wird.