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Sonntag Früh beginnt die Sommerzeit. Um zwei Uhr werden die Zeiger um eine Stunde vorwärts gedreht, womit die Nacht später beginnt. Gegner dieses Eingriffs in die natürlichen Tageszeiten rühren kräftig die Werbetrommel. Die Zeitumstellung könne den Hormonhaushalt von Menschen und sogar Tieren durcheinanderbringen, sagen sie. Wenn der Tag mit einem Satz eine Stunde kürzer ist, passen innere und äußere Uhr nicht mehr zusammen - die Folge sei ein Mini-Jetlag mit Müdigkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit ja gar depressiven Stimmungen. Auch Hunde stünden ungern plötzlich eine Stunde früher auf, Kühe gäben vorübergehend weniger Milch. Viele Menschen seien nach der Zeitumstellung weniger leistungsfähig.
Doch warum sollten wir ununterbrochen das Maximum leisten? Und wo sind all jene, die derart unter der Zeitumstellung leiden? Ich kenne keinen. Einen Mini-Jetlag bekommt zudem auch, wer abends zu spät schlafen geht. Um es auszugleichen, muss er einfach wieder früher ins Bett. Es gibt keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die beweisen, dass die Zeitumstellung zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt. Hingegen belegen mehrere Studien, dass es für Menschen und Tiere gut ist, wenn sie im Sommer abends mehr Licht abbekommen. Die Sonne setzt Glückshormone frei, die das Wohlbefinden steigern. Und die meisten der 4,1 Millionen Erwerbstätigen in Österreich, deren Tagesfreizeit spärlich bemessen ist, lechzen nach einer Stunde mehr Sonne nach der Arbeit. Wie sonst ließe es sich erklären, dass in den Gastgärten die Sonnenuntergangsplätze immer besetzt sind?