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Bis zu eine Million Lkw-Fahrten weniger pro Jahr könnten im Donaukorridor mehr Luft zum Atmen geben, lautet die Argumentation der Befürworter für einen Ausbau der Donau für die Schifffahrt. - Eine Rechnung, die bei Umweltschützern auf wenig Glauben stößt: Der Transport per Schiff konkurriere vor allem mit der Schiene und nicht mit der Straße, so die Argumentation bei Greenpeace, wo zudem negative Auswirkungen auf die Donau-Auen befürchtet werden.
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Westeuropa schneidet an dem dynamischen Wirtschaftswachstum in Südosteuropa kräftig mit, doch damit verbunden ist auch ein steigendes Verkehrsaufkommen. Im Warenaustausch mit den Donauländern strebt die EU daher eine Verlagerung von der Straße auf die Binnenschifffahrt an. Zudem würden auch die Länder Südosteuropas von einer besseren Infrastruktur profitieren. Die Donau könnte mit gezielten Entwicklungsmaßnahmen ihr Transportaufkommen bis zum Jahr 2015 von derzeit rund 12 Mio. Tonnen auf etwa 30 Mio. Tonnen erhöhen, erklärte diese Woche Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka im Rahmen eines Schifffahrt-Kongresses in Wien. Die heimische Wirtschaft könnte laut Schätzungen jährlich rund 30 Mio. Euro an Transportkosten einsparen, so Kukacka.
Die Donauschifffahrt zwischen Deutschland und dem Schwarzen Meer ist nach dem Krieg in Jugoslawien zwar wieder in Schwung gekommen, aber bestimmte Streckenteile sind bei niedrigem Wasserstand nicht - oder zumindest nicht voll beladen - befahrbar. Wo dies der Fall ist, soll daher mit Unterstützung der EU ausgebaggert werden.
In Österreich geht es dabei um ein Stück zwischen Wien und Bratislava, dessen geplanter Ausbau nun die Gemüter erhitzt: Die Donaukommission empfiehlt dafür eine Tiefe von 2,50 Meter, in Österreich geplant sind nun 2,80 Meter. "Eine Vertiefung der Donau über die Empfehlung der Donaukommission hinaus bedeutet nur die Erfüllung der Wünsche der Bau- und Transportlobby und hat mit Naturschutz nichts zu tun", kritisierte etwa Greenpeace-Verkehrssprecher Jurrien Westerhof. Mehr Transport per Schiff bedeute zudem nur weniger Auslastung für die Bahn, aber nicht weniger Lkw auf der Straße.
"Die Binnenschifffahrt ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel", setzt dem die Leiterin der Abteilung Verkehr und Infrastrukturpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich, Veronika Kessler, entgegen. Natürlich gehe der Transport langsamer vor sich, aber das sei planbar. Außerdem erspare man sich während des Transports die Lagerkosten. Grundsätzlich sei der Schiffstransport jedenfalls eine günstige Variante. Vor allem große sperrige Güter, aber auch Rohstoffe wie Erz und Kohle werden per Schiff transportiert. "Das Problem sind die schwankenden Wasserstände", so Kessler im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Wenn bei Niedrigwasser abgeladen werden muss, wird es natürlich unrentabel". Der Güterverkehr werde mehr, und um ihn nachhaltig und möglichst umweltschonend zu bewältigen, sei auch ein Ausbau der Wasserwege nötig, betont Kessler.