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Mehr Verständnis für den Klimawandel

Von Julian Kern

Wirtschaft
Rund um die Berliner Hütte im Zillertal lässt sich die Klimakrise gut beobachten: Die drei Zemmgrundgletscher haben seit 1850 fast die Hälfte ihres Volumens verloren.
© klimaalps / Katharina Weiskopf

Ein grenzübergreifendes EU-Projekt bildet jährlich Klimapädagoginnen und Klimapädagogen aus.


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Hochwasser, Dürreperioden, Hitzewellen - Menschenleben. Neben allen bereits sichtbaren und bekannten Folgen der Klimakrise rechnet die vom Klima- und Energiefonds finanzierte Studie "COIN" mit jährlich bis zu 8,8 Milliarden Euro volkswirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel bis zum Jahr 2050. Demgegenüber steht, dass sich laut dem Gallup-Stimmungsbarometer aus dem Vorjahr nur rund die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher gut über den Klimawandel informiert fühlt.

Zusätzlich zu einer angemessenen Berichterstattung über die Klimakrise werden auch bewusstseinsbildende Maßnahmen immer wichtiger: Während sich im Budget des Klima- und Energiefonds im Jahr 2019 etwas mehr als eine Million Euro für "Bildung und Bewusstsein schaffen" findet, betragen diese im Jahresprogramm 2023 mehr als 11 Millionen. Das Zehnfache. Damit sollen Klimakommunikation, Klimaschulen, Wissenstransfer innerhalb Europas und vieles mehr finanziert werden.

Stadt, (Berg-)Land, Fluss

Wie solche Projekte in der Praxis aussehen könnten, demonstriert das EU-Projekt "klimaalps": Länderübergreifend - Oberösterreich, Bayern und Tirol - versucht man dort, anhand regionaler Schwerpunkte Wissen zum Klimawandel zu vermitteln. Während es in Linz um den Menschen und seine Siedlungen geht, stehen im bayerischen Alpenvorland die Landwirtschaft der Zukunft sowie Flüsse und Seen im Mittelpunkt. In Tirol steht der Einfluss des Klimawandels auf das Hochgebirge, den Bergwald sowie auf Moore auf dem Lehrplan: "Wir wollen Multiplikatoren ausbilden", sagt Projektleiterin Cornelia Baumann von der Energiewende Oberland.

Das Ziel der Ausbildung sei, mit der gewonnenen Expertise den gesellschaftlichen Diskurs im beruflichen und privaten Kontext zu verbessern und das gesammelte, teils sehr komplexe Wissen besser in die Bevölkerung zu bringen. Gestartet wird mit einem Grundlagenmodul, dann folgen drei jeweils dreitägige Module nach eigener Wahl sowie ein Zertifizierungstag.

Nach abgeschlossener Ausbildung, die von mehr als zehn Institutionen, darunter die Universität Innsbruck oder das Umweltforschungsstation Schneefernerhaus auf der Zugspitze, ausgearbeitet wurde, dürfen sich die Absolventinnen und Absolventen "Klimapädagogin/Klimapädagoge" nennen. Einschränkungen für die Teilnahme gibt es keine: "Ursprünglich war die Ausbildung wirklich für Naturführer, Naturpädagogen, Kräuterpädagogen, Ranger oder Lehrkräfte gedacht. Wir sind aber auch offen für andere Teilnehmer, die Interesse haben", so Baumann.

Die Ausbildung schaffe mehr Sichtbarkeit für das Thema und die Expertise werde auch angefragt, erklärt Mitinitiatorin Garnet Wachsmann: "Ich mache jetzt schon seit über zehn Jahren Bildungsarbeit - und dass die Schulen jetzt an uns herantreten, das ist neu." Zuvor, so Wachsmann, sei stets der umgekehrte Fall die Regel gewesen. "Das Thema Klima öffnet uns sehr viele Türen, vor allem in den Schulen." Auch die Nachfrage an der Ausbildung selbst ist laut der Bildungsreferentin gestiegen: "Wir hatten einen Durchlauf pro Modul angedacht. Das hat aber bei Weitem nicht gerecht, sodass wir jetzt bei einigen Modulen zwei Durchläufe im selben Jahr anbieten."

Regionale Unterschiede

Nicht nur die unterschiedlichen Schwerpunkte in den Regionen fördern die Sichtbarkeit, auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen Themen mit, die gemeinsam diskutiert werden: "Wir hatten auch schon eine Person aus der Steiermark, da war das Hauptthema die Trockenheit und die Degradation der Böden, während Teilnehmer aus dem Alpenvorland zum Beispiel Starkregenereignisse beschäftigen. Im Inntal sind es dann natürlich die Berge, also der Rückgang der Gletscher", erzählt Wachsmann. Regionale Unterschiede wurden nicht nur bei den Folgen des Klimawandels sichtbar, sondern auch beim Thema Umweltpädagogik generell. "Österreich ist hier wesentlich interessierter an der ganzen Thematik", so Wachsmann. Die Expertin für nachhaltige Landwirtschaft führt dies auch darauf zurück, "dass die Österreicherinnen und Österreicher das viel ernster nehmen, wenn die Menschen draußen, zum Beispiel als Bergführer, aktiv sind.

Rund 820.000 Euro gab es insgesamt für die Erstellung der Ausbildung: Forschungsportfolios, Bildungskonzepte bis hin zur Gestaltung der einzelnen Ausbildungstage. "Zum Ende der Projektlaufzeit (Sommer 2022, Anm.) waren wir so weit, dass wir alles so gut evaluiert und durchgespielt haben, dass wir das jetzt als Produkt anbieten können", so Baumann. Drei Viertel der Kosten entstammen dem Interreg Programm Bayern-Österreich 2014 - 2020, einem Fördertopf der Europäischen Union für regionale Entwicklung. Die restlichen Kosten teilten sich die beiden Bundesländer Oberösterreich und Tirol.

Um das Ziel Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen, wird es neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und einer fundierten Berichterstattung zur Klimakrise weitere bewusstseinsbildende Projekte brauchen: Harvard-Forscher haben 40.000 Menschen in 20 Ländern befragt, was darüber entscheidet, ob sie Klimaschutzmaßnahmen unterstützen oder nicht. Die zwei stärksten Motive: Wie effektiv eine konkrete Maßnahme ist und was diese für einen selbst bedeutet. Und das kann, ähnlich wie beim Projekt "klimaalps", regional sehr unterschiedlich sein.

Dieser Artikel ist im Rahmen des fjum-Projekts "Crossregionales-Stroytelling" entstanden.