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Mehr vom Grundstückskuchen

Von Ina Weber

Politik
Zu den größten GBV in Wien zählen: Sozialbau AG, Österreichisches Siedlungswerk ÖSW, Gesiba, Wien Süd und BWSG.

Jeder fünfte Wiener wohnt in einer gemeinnützig verwalteten Wohnung.


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Wien. Zwischen Gemeindewohnung und frei finanzierter Wohnung ist ein breites Feld: Dort tummeln sich in Wien an die 57 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) - in Österreich sind es insgesamt 187 -, die ihrerseits wiederum geförderte Miet- und Eigentumswohnungen aber auch - etwa durch Tochterfirmen - frei finanzierte Wohnungen anbieten. Dieses breite Feld scheint nun in Gefahr zu sein. Die Wohnbauleistung der Gemeinnützigen in Wien werde in den nächsten Jahren zurückgehen, sagte Karl Wurm, Obmann des Österreichischen Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen, am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz.

Wien hatte zwar im vergangenen Jahr im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern ein Hochjahr, sagte Wurm zur "Wiener Zeitung". Mit 6400 neuen Wohnungen im Jahr 2015 konnte die Wiener GBV ihre Leistung um fast 40 Prozent steigern. Damit baute die GBV fast zwei Drittel der neuen Wohnungen in Wien, etwa auch in der Seestadt Aspern. Allerdings sei dies nicht mehr zu halten, so Wurm. "Das hängt zum einen mit den sehr teuren Grundstücken zusammen, aber auch mit den sehr langwierigen Abläufen", sagte der Obmann. "Günstiger Wohnbau lässt sich ohne günstige Grundstücke nicht machen."

Frei finanziert statt gefördert

Die Grenze der Wohnbauförderung liegt bei 250 Euro pro Quadratmeter bei einem Grundstück. Alles was darüber ist, wird von der Stadt nicht mehr gefördert. Diese Grenze sollte laut GBV angehoben werden. Denn vor allem der Mangel an günstigem Bauland lasse die Bauträger verstärkt auf frei finanzierte Bauten ausweichen, da sich geförderte für sie immer weniger rentieren würden. Die GBV weist auf die zwei Millionen-Quadratmeter-Bauland-Reserven der Stadt Wien hin, aber auch im Privatbereich sollte man stärker durchgreifen. "Wer sein Bauland länger als zehn Jahre - oft aus Spekulationsgründen - unbebaut lässt, dessen Grundstück sollte rückgewidmet werden." Der Mangel an Grundstücken zu angemessenen Konditionen sei Hindernis Nummer eins.

Angesichts des Bevölkerungszuwachses in der Stadt begrüßt Wurm zwar die jüngsten Maßnahmen von Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ) - rasche Bautätigkeit in Ausnahmefällen oder kürzere Verfahrensdauer -, sieht aber noch Erweiterungspotenzial. "Dass die Verfahrensdauer bei einem Bauprojekt nun nicht mehr länger als 32 Monate dauern darf, ist schon sehr positiv", so Wurm. Er sieht aber noch in diesem Fall Luft nach unten. "Da muss man noch verkürzen, schneller werden. Es geht darum, ohne negativ klingen zu wollen, dass Quantität gemacht werden muss", so Wurm weiter. "Der Trend, Fertigteilhäuser temporär aufzustellen, kann nicht das Wohnbauprogramm der Zukunft sein", sagte er.

Weil die Bauträger kein teures Grundstück kaufen, um dann darauf geförderten Wohnbau anzubieten, schrumpfen die Anträge auf Wohnbaufördergelder in ganz Österreich. Vor allem die Förderungszusagen bei Mietwohnungen seien stark eingebrochen. Mit 18 Prozent minus auf rund 14.600 geförderte Wohnungen schrumpfte die Förderleistung fast zur Gänze in jenem Segment, das die Wohnungssuchenden aktuell besonders stark nachfragen würden, wie Wurm beklagte. Der steigende Bedarf nach leistbaren Wohnungen könne damit keineswegs abgedeckt werden. Die Vormerklisten der GBV würden immer länger.

Dazukomme, dass die Auflagen bei Förderungen für viele zu hoch sind und gleichzeitig die Darlehen bei der Bank sehr günstig sind. Sowohl auf privater als auch auf gemeinnütziger Seite sei die Konsequenz, dass das Eigenheim und der Sektor der frei finanzierten Wohnungen boome.

Abhilfe schaffen soll hier die voriges Jahr von der Regierung beschlossene Wohnbauoffensive. Binnen fünf bis sieben Jahren sollen rund 30.000 zusätzliche Wohnungen gebaut werden. Dafür sollen 5,75 Milliarden Euro bereitstehen.

Doch gerade mit der zentralen Gelddrehscheibe dieser Offensive - der neuen Wohnbauinvestitionsbank - hapert es noch. Noch immer stehe die Aktionärsstruktur nicht, es würden für rund 30 Prozent des Grundkapitals noch Eigentümer aus dem Kreis der Banken fehlen, so Wurm. Er appellierte an die Verantwortlichen, sich rasch zu einigen. Denn bis Ende März sollte die Konzessionserteilung durch die Finanzmarktaufsicht erfolgen, erinnerte er.