Die Vereinten Nationen appellieren für einen produktiven Umgang mit einer mobiler werdenden Erdbevölkerung.
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New York/Wien. Die globale Migration nimmt zu. Da sind sich alle sicher. Laut den Vereinten Nationen gibt es derzeit 258 Millionen internationale Migranten - Personen, die länger als 12 Monate in einem Land leben, in dem sie nicht geboren worden sind. Die Gruppe der Migranten ist seit 2000 um 49 Prozent gestiegen. Die globale Bevölkerung ist im Vergleich dazu nur um 23 Prozent angewachsen.
Während der überwiegende Teil der Migration in geregelten Bahnen abläuft, so befindet sich dennoch eine wachsende Gruppe in legalen Graubereichen.
"Wir wissen, dass Migranten in ihrem Zielland arbeiten werden. Die Frage ist nur, ob sie einer geregelten Arbeit nachgehen oder im Schwarzarbeitsektor landen", formuliert es Louise Arbour, UNO-Sonderbeauftragte für internationale Migration, im Rahmen eines Pressebriefings anlässlich der Vorstellung eines UN-Berichts zu globaler Migration. Die Rate von Beschäftigungen, legalen oder illegalen, ist bei Migranten deutlich höher als im Vergleich zu der gebürtigen Bevölkerung. Bei Frauen macht der Anteil jener in Beschäftigung 67 Prozent aus, während der globale Durchschnitt nur 51 Prozent ausmacht.
Wenn Arbour von Migranten spricht, unterstreicht sie aber den Unterschied zu Flüchtlingen. Flüchtlinge, die vor einer kriegerischen Auseinandersetzung fliehen, werden von internationalen Konventionen geschützt. Ihre Zahl macht derzeit laut UN 25 Millionen aus. Die Zahl der Migranten beläuft sich auf das Zehnfache: 258 Millionen Menschen, die zum Teil auch "Wirtschaftsflüchtlinge" genannt werden, auch wenn dieser Terminus laut Arbour "wenig hilfreich" ist. Denn die Gründe, weshalb diese Menschen in ein anderes Land aufbrechen, sind schließlich zahlreich.
Man dürfe auch den ökonomischen Nutzen nicht gering schätzen: Während im Durchschnitt 85 Prozent des erarbeiteten Geldes im Zielland ausgegeben werden, werden die restlichen 15 Prozent ins Herkunftsland geschickt. Die sogenannten Rücküberweisungen machen jährlich 600 Milliarden US-Dollar aus - "das ist dreimal so viel, wie die staatliche Entwicklungshilfe von den reichen Ländern der Welt ausmacht", erklärt Arbour.
Die UN-Sonderbeauftragte Arbour appelliert daher an die internationale Staatengemeinschaft, doch die Vorteile von Migration zu fördern, anstatt sich allzu sehr auf die Risiken zu fokussieren. Auch, wenn man die natürlich nicht negieren könnte und sie auch um die Wichtigkeit von Grenzsicherheit wisse. UN-Mitglieder sollen sich um Wege bemühen, um reguläre Migration zu ermöglichen, und gegen fremdenfeindliche Tendenzen anarbeiten.
Selbstgeschürte Ressentiments führen zu einem Teufelskreis
"Die Realität (des Phänomens Migration, Anm.) ist besser als die derzeitige Wahrnehmung derselben", erklärt Arbour. Doch das Schüren von Fremdenfeindlichkeit seitens der Politik erzeuge nur wiederum in der Politik den Reflex, mittels schlecht durchdachter Maßnahmen die Migration zu stoppen.
Arbours Worte kamen anlässlich des UN-Berichtes "Making Migration Work for All". Angesichts des Anstiegs der "kurzfristigen, reaktiven Sicherheitsmaßnahmen" einzelner Länder zeigte sich auch der UN-Generalsekretär Antionio Guterres "besorgt", wie er in New York erklärte. Die UN-Vollversammlung ist seit September 2017 betraut, einen Pakt auszuarbeiten, der ein Regelwerk für Migration für alle 193 Mitgliedsstaaten der UN bieten soll.