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Vorschläge für eine österreichische Wachstumsstrategie präsentierte am Montag die Oesterreichische Nationalbank (OeNB): Ein eigener Regierungsbeauftragter sollte künftig - "unabhängig von Wahlzyklen" - den wirtschaftlichen Wachstumsprozess vorantreiben.
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Es müsse ein breiter nationaler Konsens darüber erreicht werden, wie Wachstum kreiert werden soll. Ein Wachstums- (oder Lissabon-)Beauftragter sollte diesen Prozess und auch die Umsetzung koordinieren, erläuterte OeNB-Direktor Josef Christl vor Journalisten im Hinblick auf das als Lissabon-Strategie bezeichnete Ziel der EU bis 2010 zum innovations- und wachstumsstärksten Wirtschaftsraum der Welt zu werden. Ein Ziel das gemäß den aktuellen Daten voraussichtlich nicht erreicht werden kann.
Die Empfehlungen der OeNB basieren auf den Ergebnissen der Studie "Ursachen des lanfristigen Wachstums in Österreich - Plädoyer für eine nationale Wachstumsstrategie", die in der neuen OeNB-Publikation "Geldpolitik & Wirtschaft" erschienen ist. Über den Zeitraum von 1960 bis 2002 ist das reale Pro-Kopf-Einkommen in Österreich im Jahresdurchschnitt um 2,75% gewachsen. Allerdings hat seit den frühen achtziger Jahren die durschnittliche Wachstumsrate nur mehr 1,95% betragen. Seit den 80er Jahren hat das Wachstumstempo also deutlich abgenommen.
Wesentliche Ursachen für das gute österreichische Wirtschaftswachstum in den Jahren 1960 bis 1980 laut der Studie Effizienzgewinne in der Produktion und technischer Fortschritt - und daran sollte unter Berücksichtigung der geänderten Rahmenbedingungen angeknüpft werden, analysiert die OeNB und formuliert fünf Anregungen für die nationale Wachstumsstragie:
1. Unterstützung von Forschung & Entwicklung (F&E) sowie erstklassigen Universitäten als Quelle lokaler Investitionsdynamik.
2. Flexiblere Arbeitsmarktstrukturen insbesondere bei der Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie könne über ausreichende Kinderbetreuungseinrichtungen verbessert werden. Das Kindergeld hingegen verzögert den Berufswiedereintritt.
3. Infrastrukturoffensive zur Ausschöpfung der Vorteile durch die EU-Erweiterung.
4. Eine langfristig wachstumsorientierte Strategie bei den Budgetausgaben, also eine stärkere Betonung von Bildung, F&E und Infrastruktur. Das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts über einen Konjunkturzyklus müsse jedoch weiterhin Vorrang haben, "wir wollen kein strukturelles Defizit", meinte Christl.
Für das heurige Jahr prognostiziert die OeNB weiterhin nur ein BIP-Wachstum von 1,6%, für 2005 dann "ein deutlich stärkeres" Wachstum.