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Mehr Wiener wollen Waffen

Von Alexander U. Mathé

Politik

Die Zahl der Waffenbesitzer steigt seit Herbst stark an.


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Wien. Die Wiener Bevölkerung rüstet noch stärker auf. Bereits im Herbst hat sich ein Ansturm auf Waffen und Waffenbesitzkarten bemerkbar gemacht (die "Wiener Zeitung" berichtete). Die neuesten Zahlen zeigen, dass der Trend stark nach oben zeigt.

Noch bis vergangenen September dümpelte die Zahl neuer Waffenbesitzer in Wien vor sich hin: 39 zusätzliche gab es von Juli auf August und 40 neue von August auf September. Das geht aus dem Zentralen Waffenregister hervor. Doch dann startete der Run auf Waffen. Schon im Oktober stieg die Zahl der Wiener Waffenbesitzer um 87, also um mehr als im Juli und August zusammen. Im November schließlich explodierte die Zahl der neuen Waffenbesitzer, die sich mit 424 fast verfünffachte. Zum Stichtag 1. Jänner waren 31.618 Wiener im Besitz einer Waffe, was für den Dezember immerhin noch einen Anstieg um 342 bedeutet.

"Einbruchschutz" und "zu wenig Exekutive auf den Straßen" seien oft genannte Argumente beim Kauf von Handfeuerwaffen, heißt es beim Waffengeschäft Siegert in Graz. Aber natürlich auch die traditionell starke Jagd und der Schießsport. In Sachen Selbstschutz müssten es nicht immer Schusswaffen sein. Gerade nach den Geschehnissen in Köln ist der Verkauf von Pfefferspray merklich angestiegen, bemerkt man bei der Firma Siegert. Nicht nur handle es sich dabei um ein freies Verteidigungsmittel - also eines, für das kein Waffenschein benötigt wird -, es sei wohl auch das sinnvollste für die breite Masse.

Der gesteigerte Kauf von Pfefferspray als Folge der sexuellen Übergriffe auf Frauen durch junge Männer mit Migrationshintergrund in Köln lässt allerdings vermuten, dass in den nächsten Monaten die Zahl der Waffenbesitzer noch weiter steigen wird. Denn nach der Antragstellung dauert es bis zu acht Wochen, bis die Waffenbesitzkarte ausgestellt wird. Noch dazu zeigt die subjektive Beobachtung von Waffenhändlern, dass eine Zunahme an Anträgen für Waffenbesitzkarten schon im Herbst mit der Flüchtlingskrise zusammengehangen hat. Der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein, Geschäftsführer des "Instituts für psychologische Dienste", schloss in einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung" im November einen Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise ebenfalls nicht aus. Darauf verweise, dass im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr nun doppelt so viele Menschen das Motiv Selbstverteidigung bei den psychologischen Tests für die Waffenbesitzkarte angeben.

Eine deutliche Sprache sprechen die Suchanfragen bei Google. Der Begriff "Pfefferspray" explodierte in Österreich regelrecht und stieg seit Juni um mehr als 1000 Prozent. Ebenfalls astronomisch gestiegen ist die Suche nach dem Begriff "Waffenschein". Die zog im Juli stark an, bis sie eine Spitze im November erreichte. Zur Weihnachtszeit ließ die Suche wieder nach, um in den ersten zehn Jänner-Tagen wieder das Niveau vom Oktober zu erreichen.

Es sind vor allem Waffen der Kategorie B, die laut Waffenfachhändlern derzeit in Österreich verstärkt gekauft werden; das heißt, Gewehre und Pistolen, für deren Kauf auch die Waffenbesitzkarte benötigt wird. Zu absolvieren sind dafür ein Waffenführerschein und ein psychologischer Test. Allerdings berechtigt diese Karte lediglich zum Besitz der Waffen. Um diese auch zu führen zu dürfen, also bei sich zu tragen, benötigt man einen Waffenpass, für den auch noch ein Bedarfsnachweis nötig ist.