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Lob, wem Lob gebührt. Die Kulturredaktion von Ö1 ist gut besetzt, vor allem mit musikalisch kundigen Mitarbeitern und -innen. Deren Talente können sich in den Musiksendungen mit Wortanteilen naturgemäß am deutlichsten ausbreiten, und was etwa (ich nenne nur ein paar Namen pro toto) Gustav Danzinger, Peter Kislinger, Sibylle Norden, Irene Suchy oder Bernhard Trebuch in "Pasticcio", "Ö1 bis zwei" oder "Apropos Klassik/Oper/Operette" präsentieren, klingt fast immer lehrreich und angenehm.
Allerdings, restlos zufrieden sollte man sich nie geben, das gilt für Programmgestalter wie für Radiohörer. Und tatsächlich habe ich etwas auszusetzen. Das Ö1-Musikteam ist im Allgemeinen mit großem Ernst bei seiner Programmsache. Manchmal sogar mit zu großem. Kurzum, es nimmt das Musikleben zu ernst. Das tut weder der Musik noch dem Leben gut. Über jeder Studiotür sollte der richtungsweisende Satz von Egon Friedell angebracht werden: "Das schlimmste Vorurteil . . . ist die Idee vom Ernst des Lebens."
Nicht nur zur Faschingszeit möge man dem Lebenswitz musikalischen Spielraum geben, sondern regelmäßig; mindestens einmal pro Woche sollten Humor, Ironie und satirische Weltanschauung auf Ö1 melodisch zu Wort kommen. Zum Beispiel (hier nur ein paar Anregungen) als Nestroy-Couplet, Trommelverse von Armin Berg, Musikparodie von Gerhard Bronner, Chanson von Georg Kreisler, Anekdote aus der "Tante Jolesch". Kurzum, ich wünsche mir, dass Ö1 mehr Witz ins Musikprogramm bringe.