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"Er sieht aus wie ein Prinz aus einem Disneyfilm!", war nur einer der entzückten Kommentare, als jüngst Jugendfotos des kanadischen Premiers Justin Trudeau um die Welt gingen. Es ist nichts Neues, dass Trudeau als Dressman der Weltpolitik gilt. Aber die Entrückung über die Fotos mit Lockenwallemähne und freigelegtem Strahleoberkörper konnte einen schon zum Nachdenken bringen. Ein Twitter-Kommentar brachte die Ambivalenz der Situation ganz gut auf den Punkt: "Ich so: Männer müssen Frauen Respekt entgegenbringen und sollen sie nicht als Objekte behandeln. Ich auch so: OH GOTT, ICH WILL JUSTIN TRUDEAU ABLECKEN WIE EIN KANADISCHES EIS AM STIEL!" Man kann sich jetzt selbst ausrechnen, wie die Reaktionen ausfielen, würde man so etwas über eine weibliche Politikerin schreiben.
Eine solche steht wiederum im Fokus eines Instagram-Accounts, den mehrere deutsche Online-Medien am Montag entdeckt haben. "Merkellooks" zeigt Fotos von "einer liebenswerten Merkel", wie es "Jetzt" formulierte. Ja, wenn man keine Wallemähne hat und auch den Oberkörper meistens recht bedeckt hält, also: einfach seinen Job macht, kommt man offenbar nicht "liebenswert" genug rüber. Glücklicherweise hat sich eine Amerikanerin dieses Mankos angenommen und postet Fotos, die Angela Merkel beim Bratwurst-Essen zeigen, mit lustigen Tieren auf dem Kopf, beim Schäkern mit Barack Obama und beim Entgegennehmen von Tulpen, die beflissene Roboter überreichen. Fotos, die Merkel sozusagen als Mensch zeigen sollen. Ehrenvolle Absicht, aber ein seltsamer Nachgeschmack bleibt. Trudeau müsste man so eine Bilderstrecke wohl nicht widmen.