Im Visier sind bis Jahresende vier bis fünf Investments. | Wien. Wegen der Krise sind viele Firmen inzwischen für ein Butterbrot zu haben. Um die Gunst der Stunde zu nutzen, macht sich die Meinl Bank gerade bereit, wieder im Beteiligungsgeschäft aktiv zu werden; diesmal freilich, ohne fondsähnliche Gesellschaften an die Börse zu bringen und wie einst im Fall MEL (Immobilien), MAI (Flughäfen) und MIP (Energie) stolze Management-Gebühren auf Kosten der Anleger zu kassieren.
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Geplant ist, bis Jahresende gemeinsam mit Co-Investoren vier bis fünf Beteiligungen einzugehen und dabei jeweils 15 bis 20 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. "Wir schauen uns bereits eine Reihe von Unternehmen an", sagt Bank-chef Peter Weinzierl. Investieren will man im Bereich Energie und Infrastruktur, aber auch in der Lebensmittel-Branche, die Jahrzehnte zuvor den Aufstieg der Familie Meinl begründet hatte. Geografisch ist der Fokus laut Weinzierl auf Osteuropa gerichtet. Grund: Zu den dortigen Märkten haben die Meinls schon seit jeher ein besonderes Nahverhältnis.
Der Ausstieg aus den Beteiligungen soll drei bis sieben Jahre später erfolgen - je nachdem wie sich die Investments entwickeln. Anstreben werde man jedenfalls Beteiligungsverhältnisse, bei denen die Bank eine aktive Rolle spielen könne, so Weinzierl.
"Keine Abschreibungen"
Von der Finanzkrise selbst sieht sich das Wiener Geldinstitut - es ist auf Vermögensverwaltung und Investmentbanking spezialisiert - "nicht betroffen". Staatliche Hilfe wie bei den Großbanken sei kein Thema. Weinzierl: "Wir haben weder riskante Kredite vergeben noch mit solchen gehandelt. Und wir haben auch keine Abschreibungen." Das vergangene Jahr sei trotz Bankenkrise "stabil verlaufen".
Dennoch: Bei den Kundendepots musste die Bank 2008 einen Rückgang um rund 10 Prozent auf 48.000 hinnehmen. Das verwaltete Vermögen schmolz auf 2,5 Mrd. Euro - vor allem wegen der Finanzkrise, nicht zuletzt aber auch wegen der Finanzaffäre rund um MEL & Co. Als Rationalisierungsmaßnahme wurden deshalb im Vorjahr die Filialen in Graz und Linz zugesperrt und rund 30 Mitarbeiter abgebaut. Im Gegenzug wurde im Herbst ein Büro in London eröffnet, um Tuchfühlung mit dortigen Fondsmanagern und Investmentbankern zu haben. Derzeit hat die Bank 146 Mitarbeiter.