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Meinl drohen Millionen-Klagen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Kursdesaster könnte Nachspiel vor Gericht haben. | BZÖ: Mitbewerber wollen Meinl-Gruppe massiv schaden. | Wien. Die börsenotierte Immobilien-Firma Meinl European Land (MEL) sieht sich immer heftigerem Trommelfeuer ausgesetzt. Nach dem dramatischen Kursgemetzel, das durch einen fast 2 Mrd. Euro schweren und erst im Nachhinein gemeldeten Aktienrückkauf ausgelöst wurde, droht jetzt ein gerichtliches Nachspiel. Große Versicherungen und Pensionskassen, aber auch Kleinanleger sollen Schadenersatzklagen vorbereiten - gegen die Meinl Bank, die hinter MEL steht.


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Im Haus des Wiener Privatbankiers Julius Meinl V. demonstriert man Gelassenheit. "Wir warten ab, bis diese Klagen eintreffen", sagt Meinl-Intimus Rupert-Heinrich Staller, der als MEL-Kapitalmarktbeauftragter seit knapp zwei Wochen Krisenmanagement betreibt. Den Rückkauf von fast 89 Millionen Zertifikaten hatte MEL erst vor wenigen Tagen als rechtlich korrekt verteidigt. Zu neuen Vorwürfen rund um die umstrittene Aktion wollte Staller am Dienstag keine Stellung nehmen.

Ein Fest für Spekulanten

Nach Informationen der Tageszeitung "Kurier" besteht der Verdacht, dass der Aktienrückkauf eher von der Meinl Bank ausging. Die soll daran auch verdient haben. Der Kurssturz der MEL-Aktie sei noch verschärft worden durch große Investoren, die auf fallende Kurse spekulierten und im Juni und Juli mit Optionen starken Druck auf das Papier ausübten, nachdem dieselben zuvor mit steigenden Kursen verdient hatten. Mittlerweile sei der Kurs jedoch so stark ramponiert, dass sie wieder auf steigende Kurse setzen.

Schon vergangene Woche haben die Aufsehen erregenden Vorgänge bei MEL die Finanzmarktaufsicht (FMA) auf den Plan gerufen. Neben den Kursauffälligkeiten - binnen weniger Tage hatte die Immo-Aktie mehr als ein Viertel ihres Werts eingebüßt - wird vor allem die Einhaltung von Publizitätsvorschriften unter die Lupe genommen. Die Finanzaufseher sollen angeblich aber auch wegen des Verdachts der Marktmanipulation und möglicherweise irreführender Angaben im Kapitalmarktprospekt aktiv geworden sein. In der Regel dauert ein solches Prüfverfahren drei Wochen.

Staller bekräftigt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "MEL und die Meinl Bank sind höchst interessiert, in enger Zusammenarbeit mit der FMA alle Vorgänge restlos aufzuklären."

MEL ist seit Herbst 2002 an der Wiener Börse gelistet. Ihren Sitz hat die Meinl-Gesellschaft aber so wie ihre Schwesterfirmen Meinl Airports International und Meinl International Power (dort ist Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser Manager) aus steuerrechtlichen Gründen auf der britischen Kanalinsel Jersey. Die Ad-hoc-Meldepflichten für Aktienrückkäufe gelten daher im Gegensatz zu börsenotierten österreichischen Gesellschaften nicht uneingeschränkt. So wird zumindest bei Meinl argumentiert.

Kulanz bei Kleinanlegern

Jüngste Medienberichte, wonach die Meinl Bank bereits Entschädigungen an verärgerte Anleger gezahlt habe, weist der MEL-Beauftragte Staller entschieden zurück. Wegen technischer Pannen bei der Abwicklung von Orders Ende Juli seien Kulanz-Zahlungen an Kleinanleger geleistet worden, nicht aber wegen der Kursrückgänge. Staller: "In keinem einzigen Fall gab es da einen Rechtsanspruch." Durch die verzögerte Abwicklung ihrer Aktienverkäufe hatten sich einige Anleger finanziell benachteiligt gefühlt. Bisher sollen sechs von ihnen Zahlungen erhalten haben.

Die FMA will unterdessen jeder möglichen Beschwerde von MEL-Anlegern nachgehen. FMA-Sprecher Klaus Grubelnik: "Wir prüfen umfassend und setzen alle unsere Instrumente ein."

Schützenhilfe für Meinl

BZÖ-Chef Peter Westenthaler geht mit den "öffentlich breit angelegten Klagsdrohungen gegen die Meinl-Gruppe" hart ins Gericht. Er vermutet große Bank-Konkurrenten dahinter. Offenbar werde hier versucht, einer bisher sehr erfolgreichen österreichischen Unternehmensgruppe massiv zu schaden. "Dies ist wirtschaftspolitischer Irrsinn", sagt Westenthaler. Er sieht Parallelen zur Kärntner Hypo Alpe-Adria-Bank.