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Meinungsaustausch

Von Stefanie Holzer

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Das sonntägliche Disputieren hat im ORF - der Sommer dauert auf dem Küniglberg offenbar länger als sonstwo auf der Welt - noch nicht wieder begonnen. Andernorts arbeitet man den Sommer durch: Die 3-sat-Diskussionsreihe "NeunzehnZehn" mit den sich abwechselnden Gastgebern Nina Ruge, Theo Koll und Helmut Markwort ist intellektuell anspruchsvoller als das vergleichbare ORF-Angebot. Das liegt daran, dass Politiker bei Markwort & Co irgendwie weniger parteipolitisch-engstirnig argumentieren, dass "Betroffene" auch Menschen mit anderer Meinung ausreden lassen, dass "Experten" ihresgleichen zuhören können und natürlich dass die Gastgeber exzellent zu fragen verstehen.

Am vergangenen Sonntag (3sat, 19.10 Uhr) trafen sich unter der Überschrift "Unfrieden im Irak - Bush in der Falle?" Journalisten, Diplomaten und Politiker. Besonders angenehm an der Diskussionsführung war, dass Markwort keinen Quadratmillimeter Antiamerikanismus erlaubte. Er verbat sich auch jene Häme, die auch im ORF bisweilen hör- und spürbar ist, wenn man über neuerliche Todesfälle bei den amerikanischen Soldaten berichtet. Bemerkenswert waren die Ausflüchte eines Diskutanten, als es um die Frage ging, ob die Europäer ihre gegenwärtige Irak-Politik auf "das irakische Volk" ausrichteten oder sich bloß damit begnügten, Schadenfreude gegenüber den Amerikanern zu empfinden. Markwort formulierte am Ende die Weltsicht aller Demokraten: "Wir wünschen natürlich, dass unsere westlichen Werte Demokratie und Freiheit im Irak importiert werden!" So ist es.