Saudi-Arabien versucht, über kulturelle Initiativen den Austausch zu fördern.
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Wien. Mekka, Wüstensand, Öl, Scheichs, ein absolutistisches Königreich mit einem Monarchen an der Spitze und dem islamischen Gesetz in der Verfassung - solche Bilder entstehen spontan im Kopf vieler Europäer, wenn sie an Saudi-Arabien denken. Näheren Kontakt zu Personen des größten Staats der Arabischen Halbinsel pflegt man hierzulande wohl vor allem im Tourismussektor: Wien ist ein in Saudi-Arabien beliebtes Reiseziel.
Im Ganzen bleibt die saudi-arabische Lebenswelt vielen Mitteleuropäern fremd. Das soll sich nach dem Willen Saudi-Arabiens nun ändern. Durch wechselseitigen Austausch will man das interkulturelle Verständnis verbessern, das 55-Jahr-Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zu Österreich ist nun der Anlass: "Brücken des Dialogs" nennt sich ein viertägiges Forum im Palais Liechtenstein, an dem Akademiker und Studenten teilnehmen. Eine Ausstellung im Palais wird bis Mittwoch über Fotos und Dokumentarfilme das Leben und die Natur Saudi-Arabiens näherbringen. Auch ein Wüstenzelt wurde errichtet, in dem man es sich bequem machen und in die Welt der Beduinen eintauchen kann. Daneben werden Kleider aus Saudi-Arabien sowie Öle und süße Datteln präsentiert und auch neueste Kunstwerke aus Saudi-Arabien sind zu sehen.
Drei Workshops mit saudischen und österreichischen Teilnehmern finden statt, eines davon mit Jugendlichen. Speziell am kulturellen und religiösen Dialog sei man interessiert, betont Prinz Mansour Bin Khalid Al-Saud, der Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Österreich. "Wir wollen wissen, wie die Jugend die Dinge sieht." Wechselseitige Missverständnisse könnten auf beiden Seiten durch den Austausch überwunden werden, hofft der Botschaft. Beim Jugendworkshop steht auch die Begegnung mit dem Pfarrer Martin Ruprecht der Erzdiözese Wien und dem Medienreferenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft Zekirija Sejdini auf dem Programm.
Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Österreich haben ihre Wurzeln im Jahr 1880, noch vor der Vereinigung seiner Gebiete zum Einheitsstaat Saudi-Arabien. In der Habsburgermonarchie lebte eine große Gemeinschaft von Muslimen, für die es die Hadsch - die für Muslime vorgeschriebene Pilgerreise nach Mekka - zu organisieren galt, wie der Botschafter berichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Saudi-Arabien als eines der ersten Länder Österreich anerkannt. In den 60er Jahren kamen viele Studenten her, meistens um Medizin zu studieren. Die diplomatischen Beziehungen sind bis heute sehr gut, doch auf gesellschaftlicher Ebene schlief der Kontakt etwas ein. 150.000 saudi-arabische Studenten besuchen heute Universitäten in aller Welt, aber nur 150 sind zurzeit in Österreich. Einige Saudi-Araber machen ein Praktikum am AKH, berichtet Prinz Al-Saud.
Dass Vielfalt Kreativität fördern kann, zeigen einige moderne, stilistisch sehr unterschiedliche Gemälde im Liechtensteinmuseum: Manche entfalten tatsächlich durch die Verknüpfung moderner Maltechniken mit Elementen saudi-arabischer Kultur einen ganz eigenen Charme. Auf fast magische Weise geht vom Gemälde "Der Traum" von Mohammed Alrobat ein orientalischer Glanz aus, auch ohne charakteristische Gegenstände saudi-arabischen Lebens abzubilden. Sehr gelungen ist das surrealistisch angehauchte Gemälde "Der Wald" von Mohamad Sayam. Geschickt fängt die Darstellung eines traditionellen Markts von Fouad Taha Mogarbal saudi-arabisches Alltagsleben ein.
Laut und rhythmisch wird es am Dienstag und Mittwoch im Herkulessaal zugehen: Mehr als 30 saudische Künstler werden traditionelle Tänze aufführen, die ein wichtiges Element saudischer Kultur sind. Sie finden oft mit Schwertern oder Feuer statt und schildern anschaulich das Leben früherer Zeiten.
Eine Intensivierung des Austausches dürfte das kürzlich in Wien gegründete "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" bringen. "Es ist besser, wenn wir voneinander lernen", meint Prinz Mansour Bin Khalid Al-Saud. "Es soll nicht nur eine Denkart, Philosophie oder Religion geben." Angesprochen auf kritische Stimmen meint er: "Das Zentrum wird offen und transparent sein."