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Ein gutes Gespräch tut immer gut. Wer allerdings dahingehende Sehnsüchte im Fernsehen zu stillen sucht, der mag schnell enttäuscht werden. Obwohl das Angebot an Porträt-Talks überquillt - vom montäglichen Beckmann, der dienstäglichen Maischberger, der freitäglichen Stöckl und dem fast täglichen Sonnyboy Johannes B. Kerner (die sich alle jeweils drei Gäste einladen) - wird nur der Klassiker, nämlich Gero von Boehm, den Ansprüchen seiner Gäste (er begnügt sich mit einem) vollkommen gerecht. Von Boehm kann nämlich zuhören und lässt ausreden und das mit tiefer Seriosität.
Dicht ist die Atmosphäre in den gleichnamigen 3sat-Gesprächsrunden. 45 Minuten lang beschäftigt sich der stets elegant gekleidete TV-Allrounder im Halbdunkel des Studios mit seinem Besucher, indem er sich selbst fast verschwinden lässt. Volle Konzentration liegt auf dem Gegenüber im hochbequemen Ledersofa, der von Boehms Zuwendung sichtlich genießt, um sich nach und nach zu öffnen. Man könnte der Sendung - im positiven Sinne - durchaus therapeutischen Charakter zuschreiben. Sichtlich pudelwohl fühlte sich auch die Schauspielerin Meret Becker, die diese Woche zu Besuch war. Väterlich wirkte von Boehm angesichts dieser jungen Frau. Entsprechend behutsam tastete er sich mit seinen Fragen ("Sie haben sich schon ganz früh vorgenommen, nicht zu lügen. Aber müssen Schauspieler nicht zwangsweise lügen?") nach vor, was die Charakterdarstellerin im Lauf der Sendung in zahlreiche Rollen schlüpfen ließ. - Ab 1. Februar begegnet Gero von Boehm Menschen an manchen Montagabenden und in der Wiederholung am Sonntagnachmittag.