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Menschenrechts- aktivist droht Todesstrafe

Von Alexander U. Mathé

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Alexander U. Mathé

Ein Professor für Maschinenbau setzt sich seit Jahren für Hilfsprojekte im Sudan ein, doch die Behörden sehen in ihm einen Staatsfeind.


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Mudawi Ibrahim Adam sitzt seit mehr als einem halben Jahr im Sudan in Haft. Seit kurzem weiß er immerhin, was ihm vorgeworfen wird und mit welcher Strafe er zu rechnen hat: dem Tod. Die Umstände seiner Verhaftung und die Anklage wirken zumindest fragwürdig - nicht nur für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI), sondern auch für die Vereinten Nationen und die Europäische Union. Höhere Ironie des Schicksals ist dabei, dass sich der Professor für Maschinenbau an der Universität von Khartum stets für Menschenrechte eingesetzt hat und nun selbst Opfer von Verstößen gegen dieselbigen geworden ist. Mudawi wird vorgeworfen, einer kriminellen Organisation vorzustehen, die gegen Bezahlung Spionage für ausländische Botschaften betreibt, heißt es von der sudanesischen Staatsanwaltschaft. Er habe die Verfassung untergraben und einen Krieg gegen den Staat geführt. Darauf steht im Sudan die Todesstrafe. Am 7. Dezember 2016 wurde er vom sudanesischen Geheimdienst verhaftet. Zu dessen Befugnissen gehört, dass Mitarbeiter straftatverdächtige Personen festnehmen und bis zu viereinhalb Monate ohne gerichtliche Überprüfung festhalten dürfen. Der Willkür der Beamten sind damit so gut wie keine Grenzen gesetzt. Berichte über Folter mehren sich, während die Geheimdienstler vor Strafverfolgung geschützt sind, was die im Zuge ihrer Arbeit gesetzten Handlungen betrifft. So tappte offenbar auch Adam und vor allem seine Familie nach der Verhaftung lange Zeit über die Gründe im Dunkeln. Auch die EU war über die lange außergerichtliche Haftzeit beunruhigt, berichtet die Zeitung "Sudan Tribune" und zitiert EU-Auslandssprecherin Catherine Ray mit den Worten: "Die EU unterstützt den Aufruf des unabhängigen Experten der UNO, Aristide Nononsi, Dr Mudawi umgehend freizulassen." Wie der Regierung in Khartum nahestehende Medien melden, soll vor allem ein Bericht von Amnesty International den Zorn der Behörden heraufbeschworen haben. In diesem heißt es, dass die Vermutung naheliegt, dass die Regierungstruppen chemische Waffen gegen die eigene Bevölkerung einsetzen. Hierfür soll Mudawi mit vielen anderen Informationen beigetragen haben. Für den Geheimdienst ist der Professor kein Unbekannter. Seit er 2003 die Menschenrechtsorganisation Sudo ins Leben gerufen hat, wurde er für seine Arbeit bereits zwei Mal mit hohen internationalen Menschenrechtspreisen ausgezeichnet. Seine Organisation berichtete über Menschenrechtsverstöße und half der Bevölkerung mit Wasser- und Gesundheitsprojekten. Dennoch wurde er drei Mal verhaftet. 2003 wurden ihm Verbrechen gegen den Staat angelastet, weil bei ihm Unterlagen von AI gefunden wurden. 2005 wurde er erneut für zweieinhalb Monate verhaftet, ohne dass es jemals zu einer Anklage kam. 2010 schließlich wurde er wegen Misswirtschaft verhaftet und seine Hilfsorganisation geschlossen. Dies alles geschah kurz, nachdem der Internationale Strafgerichtshof einen Haftbefehl gegen Präsident al-Bashir wegen Kriegsverbrechen ausgestellt hatte. Sieben Jahre später ist Mudawi offenbar noch immer als Sündenbock auf der Abschussliste der Behörden.