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Das "Journal-Panorama" in Radio Österreich 1 Dienstagabend informierte über einen schrecklichen Aspekt der dunklen Zeit zwischen 1939 und 1945. Die NS-Justiz hatte in Wien mehr als tausend Regimegegner mit Hilfe einer Guillotine umgebracht. Vor Kriegsende ist der Henker unglaublicherweise mit dem Schafott geflüchtet.
Beim Zuhören stellte ich wieder einmal fest, dass nach meinem empfinden das abgrundtiefe Grauen nahe beim völlig Absurden liegt. Ein Sprecher schilderte die Funktionsweise der Guillotine und erwähnte dabei auch das Abflussloch für das Blut. In so einem Moment schaltet sich etwas wie ein automatischer Selbstschutz ein. Man will lachen, obwohl es dazu keinen Anlass gibt. Beim Verlesen von Briefen, in denen sich zum Tod Verurteilte Angehörige des Widerstands von ihren Liebsten verabschiedeten, sie aufmunterten und trösteten, funktionierte der Selbstschutz nicht. Gegen menschliche Größe kann man sich nicht immunisieren. Solche Dokumente der Menschlichkeit erschüttern wohl auch abgebrühte Medienkonsumenten.
"Religion aktuell" in Ö1 beging frohen Sinns die Bestellung von Egon Kapellari zum Bischof von Graz-Seckau. Alle zwischen Küberl und Küng waren zufrieden, nur einer fand wieder ein Haar in der Suppe: der Journalist und Sprecher der Plattform "Wir sind Kirche", Hubert Feichtlbauer, mutmaßte, dass der neue Bischof gar nicht auf Bischof Webers Dreiervorschlag stand. Feichtlbauer hat eine Art Fitnessprogramm für die Kirche, das er Dialog nennt. Er gönnt seinen Leuten keinen Tag Trainingspause.