40 Prozent der Österreicher fühlen sich schlecht über Freiwilligenarbeit informiert.
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Wien. Rund 3000 Besucher hatte sich Michael Walk für Österreichs erste Freiwilligenmesse im Herbst des Vorjahres erhofft - gekommen sind 4500. Für die heurige Messe am 12. und 13. Oktober im Museum für Angewandte Kunst in Wien hat sich der Organisator und Gründer des Vereins "Freiwilligenmesse" sein Ziel daher schon höher gesteckt. "Wir rechnen mit bis zu 6000 Besuchern", sagte er am Montag vor Journalisten.
Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund und die wachsende Gruppe der Senioren sollen dieses Jahr verstärkt angesprochen werden. Für Erstere stellen zum Beispiel die auf der Messe vertretenen Sportvereine "Einflugschneisen" dar, da sie die Integration fördern. Derzeit engagieren sich Migranten überdurchschnittlich oft im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, aber noch selten in Vereinen.
Statt wie im Vorjahr 62 sind heuer 73 Vereine auf der Freiwilligenmesse vertreten, darunter Amnesty International, das Don Bosco Flüchtlingswerk, die Caritas Socialis, die Vinzi Werke und das Wiener Rote Kreuz. Der Vorteil einer Messe (der Eintritt ist frei) liegt laut Walk klar auf der Hand: "Sie ist ein Convenience-Produkt: Der Besucher kann sofort einen persönlichen Kontakt herstellen und seine Fragen an die Organisationen richten."
Obwohl Österreich in Sachen Freiwilligenarbeit in der "europäischen Oberliga" spiele, fühlen sich laut Umfrage 40 Prozent der Österreicher schlecht über die Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeiten informiert, sagte Edeltraud Glettler vom Sozialministerium. 60 Prozent gaben an, noch nie gefragt worden zu sein, ob sie sich freiwillig engagieren wollen. Daher und aufgrund des Erfolges des Vorjahres unterstützen Sozial- und Innenministerium auch heuer wieder die Freiwilligenmesse finanziell.
Derzeit engagieren sich etwa 3,3 Millionen Menschen ehrenamtlich - das sind 46 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren. Das Engagement aller ehrenamtlich Tätigen macht laut Glettler rund 15 Millionen Arbeitsstunden wöchentlich aus, die Tendenz ist steigend. Hauptmotive seien, anderen zu helfen und die Kontakte innerhalb der Vereine zu pflegen.
Ein wesentlicher Impuls dürfte das im Vorjahr in Kraft getretene Freiwilligengesetz gewesen sein, das unter anderem eine rechtliche und soziale Absicherung (Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung) für bezahlte Freiwilligenarbeit gebracht hat. Dazu zählen etwa das Freiwillige Sozialjahr, das Umweltschutzjahr, der Gedenkdienst sowie der Friedens- und Sozialdienst im Ausland. Ermöglicht wurde auch der Familienbeihilfe-Anspruch für Teilnehmer an diesen Diensten.
Die erste Freiwilligenmesse im Vorjahr hat ebenfalls zur Vermehrung der Freiwilligen beigetragen. Rund 600 weitere haben sich laut Walk bereit erklärt, einen Dienst in einer Organisation zu übernehmen - das sind rund 140.000 Stunden zusätzliche freiwillige Arbeit pro Jahr.