Gegen "Generalangriff" auf KV will sich Gewerkschaft "massiv zur Wehr setzen".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Der Streit zwischen Gewerkschaftern und Arbeitgebern in der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) schwelt weiter: Nach zwei KV-Verhandlungsrunden scheinen die Unterschiede bei den Vorstellungen zur Arbeitszeit und Einkommenserhöhung unüberwindbar. Nachdem die Verhandlungen am Dienstagabend nach zehn Stunden unterbrochen wurden, beruft die Gewerkschaft vor dem dritten Termin am 15. Oktober regionale Konferenzen der Betriebsratsvorsitzenden der Metallindustrie ein. Auch darüber hinaus gebe es Pläne, wie man sich gegen den "Generalangriff des FMMI auf den Kollektivvertrag" nun "massiv zur Wehr setzen wird", heißt es von der Gewerkschaft.
Arbeitszeiten sollen von Betrieben geregelt werden
Als Provokation bezeichnen die Arbeitnehmervertreter die Forderungen der Arbeitgeber zum Thema Arbeitszeit: Die Industrie will flexible Arbeitszeitmodelle und Gleitzeitvereinbarungen künftig auf Betriebsebene regeln. Arbeitszeit-Vereinbarungen sollen die Auftragslage berücksichtigen - sodass Mitarbeiter bei Auftragsspitzen länger arbeiten. FMMI-Obmann Christian Knill fordert "mehr Realitätssinn": "In Wochen, wo mehr Aufträge abgearbeitet werden, sollen Mitarbeiter Stunden ansammeln. Wenn weniger Arbeit anfällt, sollen diese Stunden abgebaut werden, sodass Beschäftigte in schwächeren Zeiten nicht gekündigt werden müssen." Innerhalb eines Durchrechnungszeitraumes soll so die Arbeitszeit umverteilt werden können - ob die zusätzlichen Stunden als Zeitausgleich konsumiert oder als Überstunde (mit Zuschlag) abgegolten wird, soll der Betriebsrat mit der Geschäftsführung regeln.
Die Arbeitszeitregelungen auf Betriebsebene zu verlegen, komme einer "Aushebelung des Kollektivvertrages" gleich, warnt die Gewerkschaft. Verhandler Rainer Wimmer (Pro-Ge) und Karl Proyer (GPA-djp) warnen vor "Arbeitszeiten wie vor rund 130 Jahren". Ohne Überstundenzuschläge würden Mitarbeiter weniger verdienen.
Über die Einkommenserhöhung für die rund 120.000 Beschäftigten in der Maschinen- und Metallwarenindustrie wurde bisher noch nicht gesprochen, denn selbst bei der Inflationsrate kommen die Vertreter von Gewerkschaft und Industrie bisher auf keinen gemeinsamen Nenner: Die Gewerkschaft geht - wie bisher üblich - von einer durchschnittlichen Inflationsrate in den vergangenen zwölf Monaten von 2,4 Prozent aus, die Arbeitgeber ziehen die monatliche Inflationsrate von August als Grundlage für die Lohn- und Gehaltserhöhungen ab 1. November heran - laut Gewerkschaft eine "Ohrfeige für die Beschäftigten". Denn die Teuerung lag im August bei 1,8 Prozent, so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr. Im Vorjahr wurden die Ist-Löhne bei einer Inflationsrate von 2,8 Prozent um 3,0 bis 3,3 Prozent erhöht. Vor der letzten, vierten Runde wurden Betriebsversammlungen abgehalten.
Auch im Handel ist die Arbeitszeit ein Knackpunkt
Nach wie vor fordert die Gewerkschaft gemeinsame Verhandlungen für alle sechs Metaller-Fachverbände - seit dem Vorjahr wird auf Wunsch des FMMI getrennt verhandelt, um die speziellen Rahmenbedingungen der Branche zu berücksichtigen. Daher gilt eine Einigung beim nächsten Termin am 15. Oktober als unwahrscheinlich - die anderen Fachverbände starten erst einen Tag später in die erste KV-Runde.
Am 15. Oktober beginnen auch die Kollektivvertrags-Verhandlungen für die rund 530.000 Beschäftigten im Handel. Auch hier sind Konflikte vorprogrammiert: Laut Handelsverband gehört der KV "entrümpelt". Die Forderung, die Zuschläge für Arbeit von 18.30 bis 21 Uhr zu kippen, lehnt die Gewerkschaft vehement ab.