Verhandler-Nachtschicht: Einkommen steigen im Durchschnitt um 4,2 Prozent.
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Wien. Der Abschluss der Metaller - traditioneller Auftakt zur Herbstlohnrunde - hat Signalwirkung: Er legt eine Richtschnur für alle weiteren Tarifrunden. Denn in Summe verhandeln die Sozialpartner mehr als 400 unterschiedliche Kollektivverträge.
Heuer geht von der Metallindustrie ein besonders kräftiges Signal aus: Es ist mit 4,2 Prozent Plus ein Abschluss geworden, der deutlich über der Teuerungsrate (2,8 Prozent) liegt. Dennoch können nicht alle anderen Branchen auf ebenso großzügige Einkommenssprünge hoffen, dämpfen Experten die Erwartungen (siehe unten). Bei den Metallern fließt noch ein ordentlicher Anteil am Produktivitätszuwachs mit ein.
Es war freilich ein intensives Ringen nötig, bis in der Wirtschaftskammer in Wien-Wieden weißer Rauch aufsteigen konnte: Erst um 4 Uhr Früh, nach 14 Stunden, konnten Arbeitgeber und Arbeitnehmer am Dienstag das Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen für 165.000 Arbeiter und Angestellte präsentieren.
Der Industrie wäre angesichts der unsicheren Konjunkturprognosen ein geringerer Prozentsatz kombiniert mit einer Einmalzahlung lieber gewesen - diese findet nämlich in den Folgejahren keine Berücksichtigung. Hier konnten sich die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp durchsetzen. Die Industrie wird der Abschluss rund 300 Millionen Euro kosten. Die Stimmung war bei der dritten Verhandlungsrunde auf beiden Seiten überraschend gut. Schließlich hatte noch vor drei Tagen ein Arbeitskampf gedroht - dieser konnte erst durch "Sondierungsgespräche" am Sonntag aus der Welt geschafft werden.
Gewerkschafter Rainer Wimmer (Pro-Ge) betonte, der Kampf sei notwendig gewesen, um die Entschlossenheit der Belegschaft klarzumachen. Arbeitgeber-Vertreter Christoph Hinteregger lapidar: "Wir hätten darauf gerne verzichten können."
ÖGB-Chef Erich Foglar sieht die stärkere Anhebung bei den unteren Einkommensgruppen als wichtiges Zeichen, das die Kaufkraft stärke und der Konjunktur helfe. Ins selbe Horn stieß Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner: "Den Verhandlern ist ein gutes Ergebnis gelungen, das sowohl die Kaufkraft der Arbeitnehmer als auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und des Standorts berücksichtigt. Die Balance stimmt."
520.000 Handelsangestellte
Schon heute, Mittwoch, geht es weiter: Die GPA-djp verhandelt den Kollektivvertrag (KV) für rund 520.000 Handelsangestellte - die Mehrheit Frauen - aus. Um wie viel Prozent die Gehälter in der beschäftigungsreichsten KV-Gruppe steigen sollen, verrieten Arbeitnehmerverhandler Franz Georg Brantner und Manfred Wolf im Vorfeld nicht. Sie wollen eine "kräftige reale Gehaltserhöhung". Eine weitere Forderung ist die Anrechnung der Karenzjahre als geleistete Berufszeit: Aktuell lassen sich für Karenzzeit maximal zehn Monate anrechnen.
Wer den Gewerkschaftern gegenübersitzt, ist noch unklar. Der Nachfolger von Noch-Handelsobmann Fritz Aichinger wird erst kurz vor Verhandlungsbeginn gewählt. Unterstützt wird der neue Verhandlungsführer von einem Team rund um den Geschäftsführer der Bundessparte Handel, Rene Tritscher. Er sieht im Metallerabschluss keine Richtschnur - die Situation des Handels sei nicht mit jener der Metallindustrie vergleichbar. Das Schwierige sei, alle Betriebe - vom Greißler bis zur Supermarkt-Kette - unter einen Hut zu bringen, sagte er zur "Wiener Zeitung". So gebe es nicht nur bei der Mitarbeiterzahl, sondern auch bei der Ertragslage der Firmen große Unterschiede. Obwohl es zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern Meinungsverschiedenheiten gibt, beurteile er das Klima vor den Verhandlungen als "konstruktiv", sagte Tritscher.
Wie bei den Metallern wird für die Handelsangestellten die Inflation von Oktober 2010 bis September 2011 als Bewertungsgrundlage für den Gehaltsabschluss herangezogen. In diesem Zeitraum lag sie bei 2,8 Prozent.