Betriebe, die Mädchen fördern, wurden mit dem "Amazone-Award" ausgezeichnet.
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Wien. Fünf Millionen Euro liegen im Wirtschaftsministerium bereit, um damit all jene Betriebe, Projekte oder Kampagnen zu unterstützen, die sich für Mädchen in männertypischen Berufen einsetzen. Allein - im Vorjahr wurden lediglich 100.000 Euro davon abgeholt. Frauen, die mit Automotoren oder Elektronikbauteilen entgegen sämtlichen Vorurteilen nicht auf Kriegsfuß stehen und sich ihnen sogar beruflich widmen wollen, scheinen es noch immer schwer zu haben.
"Dabei sind die Talente der jungen Frauen genauso viel wert wie die der jungen Männer", betonte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek am Donnerstag anlässlich der Vergabe des "Amazone-Awards" des Vereins "Sprungbrett" im Haus der Industrie: jene Auszeichnung, die jährlich an Betriebe vergeben wird, die sich intensiv um die Lehrausbildung von Mädchen in einem handwerklichen oder technischen Beruf bemühen. Dieses Jahr erhielten den "Amazone-Award" die Metallverarbeitungsfirma Gebrüder Bach GesmbH in Wien (Kategorie Klein- und Mittelbetriebe), die Siemens Österreich AG (Kategorie Großbetriebe) sowie die Friedhöfe Wien GmbH (öffentliche und öffentlichkeitsnahe Unternehmen).
"Frauen sollen zeigen, dass sie in diesen Bereichen so gut und wichtig sind wie ihre männlichen Kollegen. Man kann nicht früh genug damit beginnen, Mädchen für Technik zu interessieren - am besten schon im Kindergarten", meinte die Ministerin. Unternehmen, NGOs, die Arbeiterkammer, das AMS sowie die Politik müssten zu diesem Zweck zusammenarbeiten "und es den Mädchen einfach noch schmackhafter machen, dass es über 270 Lehrberufe gibt und viele spannende davon im technischen Bereich".
"Sprungbrett" und "Töchtertag"
Der Verein "Sprungbrett" versucht das seit 25 Jahren, indem er 15- bis 19-jährige Mädchen, die sich für Technik interessieren, berät, bestärkt und vermittelt. An Jüngere - 10- bis 16-Jährige - ist der "Töchtertag" gerichtet, der jedes Jahr im April stattfindet und den Mädchen einen Blick hinter die Kulissen technischer Unternehmen ermöglicht.
Für Frauen jeden Alters rief das Arbeitsmarktservice vor sechs Jahren das Programm "FiT" ins Leben, das Frauen in Handwerk und Technik qualifiziert und fördert. Nicht nur eine Lehrausbildung, sondern auch der begleitende Besuch einer Fachschule, einer HTL oder Fachhochschule wird dabei unterstützt.
Die Zahl all jener, die an Initiativen wie diesen teilnehmen, steigt zwar. So zählte "Sprungbrett" im Vorjahr bereits rund 9000 Kontakte (470 davon im Rahmen des Betriebsconsultings). Am "FiT"-Programm nahmen etwa 7000 Frauen teil. Dennoch stagniert der Frauenanteil an technischen Fachkräften mit rund 14 Prozent auf niedrigem Niveau. Und auch der Anteil weiblicher Studenten an der Technischen Universität Wien stieg von 25,5 Prozent 2009 nur langsam auf derzeit 27 Prozent an. In den Informatikfächern sank er sogar von 17 auf 16 Prozent.
Einige Unternehmen gibt es allerdings, die speziell die Karrieren von Frauen fördern wollen. So auch der Ölkonzern OMV, dessen Chef Gerhard Roiss ebenfalls am Donnerstag die Internet-Aktion "Österreich sucht die Technikqueens" vorstellte. Dabei sollen 14- bis 16-jährige Mädchen spielerische Aufgaben zu den Themen erneuerbare Energie und Erdölgewinnung lösen - die besten 25 Teilnehmerinnen erhalten ein langfristiges Förderprogramm sowie einen Bildungsscheck.
Natalia Schmid, Lehrling bei der mit dem "Amazone-Award" ausgezeichneten Friedhöfe Wien GmbH, hat ihren Weg bereits gefunden. Sie will den für Frauen untypischen Beruf der Landschaftspflegerin ergreifen - und, wie sie anlässlich der Verleihung betonte, einmal Abteilungsleiterin werden.