Hohe Nachfrage, stärkeres Interesse von Anlegern. | Experte empfiehlt, jetzt in Palladium zu investieren. | Nachteil: Rohstoffe werfen keine Renditen ab. | Wien. Sehr oft war in den letzten Monaten vom Höhenflug des Rohölpreises die Rede. Dabei ging fast ein wenig unter, dass nicht nur Rohöl, sondern eine große Zahl von Rohstoffen derzeit so teuer sind wie schon lange nicht mehr.
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Vor allem bei den Metallen gibt es derzeit enorme Preissteigerungen und zwar sowohl bei Edelmetallen wie Gold oder Silber, als auch bei unedlen Metallen wie Kupfer, Zink oder Aluminium.
An der London Metal Exchange (LME), der weltweit wichtigsten Börse für alle Metalle außer Eisen- und Stahllegierungen, zahlt man für eine Tonne Aluminium derzeit 2870 US-Dollar. Das ist der höchste Preis seit 18 Jahren. Im Mai des Vorjahres lag die Tonne Aluminium noch bei etwa 1250 US-Dollar. Innerhalb von nur 12 Monaten ist der Preis also um rund 80 Prozent gestiegen. Aluminium ist beileibe kein Einzelfall: Für Zink werden derzeit über 3500 US-Dollar pro Tonne bezahlt der höchste je registrierte Preis. Seit dem letzten Mai hat sich der Zinkpreis fast verdreifacht.
Und auch Kupfer ist so teuer wie noch nie: Eine Tonne kostet derzeit über 7800 US-Dollar. Im Vergleich mit dem letzten Frühjahr, wo der Preis noch bei etwa 3200 Dollar lag, eine Verteuerung um rund 140 Prozent.
Lagerbestände niedrig
Was Kupfer betrifft, so verweisen Metallexperten auf Streiks und Produktionsunterbrechungen in Bergwerken in Indonesien und Mexiko sowie einen drohenden Streik in Chile, dem größten Kupferproduzenten der Welt. Generell sind die Metallpreise derzeit auf Höhenflug, weil in den von der LME kontrollierten Lagerhäusern die Metallbestände drastisch gesunken sind, die Nachfrage aus China und anderen asiatischen Ländern weiter steigt, die Nachfrage aus den USA wegen der anhaltend guten Konjunktur hoch bleibt, und weil Hedge-Fonds, Pensionskassen und andere Anleger die Rohstoffmärkte als Alternative zu Aktien- und Anleiheninvestments entdeckt haben. Das britische Investmenthaus Barclays schätzt, dass Fonds im letzten Jahr weltweit 80 Mrd. Dollar in die Rohstoffmärkte gesteckt haben. Bis 2008 könnte dieser Betrag auf 120 Mrd. Dollar steigen.
Teures Edelmetall
Kräftige Preissteigerungen gab es in den letzten Jahren auch bei der Gruppe der Edelmetalle. Der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) lag im Jahr 2001 in der Gegend von 260 Dollar und hat sich mittlerweile fast verdreifacht. Gold steht derzeit bei etwa 680 Dollar die Feinunze der höchste Stand seit 1980. Der Silberpreis hat sich allein in den letzten 12 Monaten verdoppelt, auf derzeit 14,21 Dollar die Feinunze. Bei Platin, das derzeit bei 1186 Dollar die Feinunze liegt, beträgt die Preissteigerung in den letzten 12 Monaten etwa 40 Prozent. Palladium, aktuell bei 378 Dollar die Feinunze, hat sich im Wert fast verdoppelt.
Elmar Schmid, Geschäftsführer der Nationalbank-Tochter Schoeller Münzhandel, ist von Palladium besonders angetan: Beim Handel mit Gold-, Silber- und Platin-Barren und -münzen habe es im letzten Jahr beim Umsatz Zuwachsraten von 600 bis 2600 Prozent gegeben. Nur Palladium ist trotz Wertsteigerung umsatzmäßig weit zurückgeblieben. "Palladium ist bei Anlegern kaum bekannt. Außerdem ist es bisher in Form von Münzen oder Barren für Kleinanleger so gut wie gar nicht erhältlich", so Schmid. Dem will Schoeller Münzhandel nun mit einem entsprechenden, neuen Sortiment abhelfen.
Ökonomen skeptisch
Trotz der Euphorie der Metallinvestoren sind Volkswirte traditionell skeptisch, wenn es darum geht, Vermögen in Metallen zu veranlagen. Da Rohstoffe anders als Anleihen oder Aktien keine Renditen abwerfen, muss man auf steigende Kurse spekulieren. Das kann auch daneben gehen: So hat Gold zwar in den letzten Jahren kräftig an Wert gewonnen; wer Anfang 1980 allerdings in Gold veranlagt hat, als der Preis bei 850 Dollar war, liegt nach 26 Jahren immer noch mit 20 Prozent im Minus und dabei ist die Inflation über den gesamten Zeitraum noch nicht einmal eingerechnet. Dazu kommt noch, dass der Markt für Gold und andere Edelmetalle recht klein ist und leicht manipuliert werden kann. Beispiel Gold: Im Gesamtjahr 2005 lag die weltweite Nachfrage bei rund 3700 Tonnen. Rund 31.000 Tonnen liegen allerdings weltweit in den Lagern der Nationalbanken, die auch immer wieder ankündigen, ihre Reserven abbauen zu wollen.
Sollten die Nationalbanken tatsächlich beginnen, ihre Goldlager im großen Stil aufzulösen, wäre ein weltweiter Preisverfall unausweichlich.