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Methan-rülpsende Larve

Von Alexandra Grass

Wissen

Neben Rindern und Schafen tragen Forschern zufolge auch Fliegen zum Klimawandel bei.


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Genf/Wien. Dass Methan-produzierende Rinder zum Klimawandel beitragen, ist allgemein bekannt. Doch könnten die Fleischeslust und die Technologiefreude des Menschen nicht die einzigen Gründe sein, die zur Erwärmung unserer Erdatmosphäre führen. Abseits dieser durch den Menschen verursachten Entwicklungen scheint auch eine kleine Fliege - die Büschelmücke -, beziehungsweise deren Larven, diesen Prozess zu beschleunigen, wie ein internationales Wissenschafterteam nun berichtet.

Die Fliege der Gattung Chaoborus findet sich mit Ausnahme der Antarktis praktisch überall auf der Welt. Den größten Teil ihres Lebens, nämlich ein bis zwei Jahre, verbringt sie im Larvenstadium unter der Wasseroberfläche. Den Tag über verbringen sie am Seegrund in bis zu 70 Metern Tiefe, um sich dort vor Räubern und vor zu großer Hitze zu schützen. Aber nachts erscheinen sie zur Futtersuche an der Wasseroberfläche.

Luftpolster-Technik

Die Tiere sind mit kleinen Luftpolstern ausgestattet, die ihnen das Auf- und Abtauchen ermöglichen. Dafür füllen sie diese Hohlräume mit Methan, das aus dem Sediment am Seegrund stammt, und pressen dieses im Zuge ihrer Bewegungen wieder aus den Luftsäcken heraus. Durch das Wasser schwimmend geben sie damit nach und nach Methan an ihre Umgebung ab, das sich schließlich seinen Weg in die Erdatmosphäre bahnt.

Das Forscherteam um Daniel McGinnis ging ursprünglich der Frage nach, wie es die Larven bei dem in rund 70 Metern Wassertiefe herrschenden Druck überhaupt schaffen, ihre Luftsäcke zu füllen. Im Zuge ihrer Nachforschungen sind sie der Rolle, die Methan für die Fortbewegung der Fliegenlarven spielt, auf die Schliche gekommen.

"Methan ist ein Gas, das in Wasser nicht gut löslich ist", erklärt Daniel McGinnis von der Universität Genf in einer Mitteilung seiner Hochschule. In sauerstoffarmen Seesedimenten käme Methan in großer Menge vor und übersteige die Aufnahmefähigkeit des umgebenden Wasser, sodass sich Bläschen bilden.

"Wir haben deshalb vermutet, dass Chaoborus-Larven diese Gasbläschen absorbieren, um ihre Luftsäcke trotz des Wasserdrucks zu füllen und damit an die Oberfläche steigen", erklärt der Wissenschafter. Indem die Larven das Methan in ihre Luftsäcke einströmen lassen, sparen sie bis zu 80 Prozent Energie, die sonst notwendig wäre, um aktiv schwimmend bis zur Wasseroberfläche zu gelangen, schreiben die Forscher. Folglich benötigen die Tiere auch weniger Nahrung und können ihren Lebensraum ausweiten.

Vom Sediment des Sees an die Oberfläche transportiert, kann das Methan viel leichter in die Erdatmosphäre gelangen. Ein großer Teil des terrestrischen Methans wird durch Mikroorganismen gebildet: Beim Faulen organischer Stoffe unter Luftabschluss in Sümpfen oder eben im Sediment auf dem Grund von Gewässern, wo sich Sumpfgas - ein Gemisch aus Methan und Kohlenstoffdioxid- bildet. Es gilt als deutlich stärkeres Treibhausgas als CO2, wodurch die Fliege genau genommen ebenso am Klimawandel beteiligt ist. Aus den Seen stammen 20 Prozent dieser natürlichen Methan-Emissionen und dieses absorbiert 28 Mal so viel Wärme wie Kohlendioxid.

Die Schuldfrage

Aber auch hier scheint der Mensch doch nicht ganz unschuldig zu sein, denn die Larven finden sich vor allem in Seen mit schlechter Wasserqualität, also etwa in solchen mit einem zu hohen Nährstoffeintrag. Ihr Aufkommen bewegt sich zwischen 200 und 130.000 Individuen pro Quadratmeter. Eine Verbesserung der Wasserqualität sowie eine genauere Überwachung der besseren Aufbereitung landwirtschaftlicher Abwässer würden zum Klimaschutz beitragen, so die Konklusio der Forscher. Die Larven ermöglichen es auch so manchen anderen Schadstoffen, an die Wasseroberfläche zu gelangen, indem sie Sedimentpartikel huckepack mittransportieren.

"So faszinierend es auch ist, dieses Insekt zu studieren, die Anwesenheit von Chaoborus ist immer ein schlechtes Zeichen für die Gesundheit eines Ökosystems. Gleichzeitig gibt es uns einen guten Grund dafür, die häufig gute Wasserqualität in unseren Seen zu erhalten", betont McGinnis.