Der Syndikatsvertrag zwischen den Telekom-Großaktionären ÖIAG und América Móvil ist in der Zielgeraden. | Die Staatsholding sieht in dem lateinamerikanischen Mobilfunkkonzern den "perfekten strategischen Partner" für die Telekom.
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Wien. Beim Öl- und Gaskonzern OMV sind die beiden Kernaktionäre, die ÖIAG und die ebenfalls staatliche Ipic, eine Investmentgesellschaft des Emirats Abu Dhabi, über einen Syndikatsvertrag aneinander gebunden. Diese jahrzehntelange Partnerschaft hat sich bewährt. Sie dient nun als Blaupause auch bei der Telekom Austria. Dort ist die ÖIAG seit knapp zwei Jahren mit einem prominenten Großaktionär aus Mexiko, dem Mobilfunkkonzern América Móvil des Multimilliardärs Carlos Slim, konfrontiert. Mit ihm will die staatliche Industrieholding ebenfalls eine eheähnliche Partnerschaft besiegeln.
Derzeit ist die ÖIAG zwar größter Telekom-Aktionär - mit 28,42 Prozent der Anteile. Den Mexikanern, die mit 26,81 Prozent beteiligt sind, wird jedoch Appetit auf mehr nachgesagt. Ein Syndikatsvertrag soll deshalb sicherstellen, dass österreichische Interessen in Bezug auf Standort, Zentrale sowie Forschung und Entwicklung auch künftig gewahrt bleiben, falls América Móvil auf eine kontrollierende Beteiligung aufstockt.
Verhandelt wird jedenfalls bereits seit Wochen. ÖIAG-Chef Rudolf Kemler, der América Móvil als "perfekten strategischen Partner" für die Telekom sieht, hat am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten angedeutet, dass die Gespräche in der Zielgeraden sind. Morgen, Freitag, will er sich vom Aufsichtsrat der Staatsholding das Mandat für den Vertragsabschluss holen. "In zwei, drei Wochen", so Kemler, könnte die Partnerschaft dann festgezurrt sein.
Vetorechte für ÖIAG?
Allerdings soll es sich bei den Verhandlungen zuletzt noch daran gespießt haben, dass die ÖIAG auf Vetorechten besteht (so wie sie bei der OMV mit Ipic vereinbart wurden). Außerdem will Kemler den Mexikanern vertraglich die Garantie abringen, die Telekom-Zentrale zumindest für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren nicht aus Wien abzuziehen. Auf österreichischer Seite ist man offenbar besorgt, Slims América Móvil, immerhin einer der weltgrößten Telekomanbieter, könnte einen weiteren Versuch starten, den niederländischen Branchen-Riesen KPN zu schlucken, und dabei erfolgreich sein. In diesem Fall wären die Mexikaner wohl kaum daran interessiert, gleich zwei Hauptsitze in Europa zu betreiben. Wobei Österreich gegenüber den Niederlanden dann vermutlich schon aus steuerlichen Gründen das Nachsehen hätte.
Was Kemler bei den Verhandlungen laut Insidern ebenfalls anstrebt: Der Chef des Telekom-Aufsichtsrats soll auch längerfristig ein Österreicher sein. Derzeit ist das Kemler selbst.
Sperrminorität muss bleiben
Um bei der Telekom nicht unter die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie zu fallen, wird die Staatsholding laut ihrem Chef bei künftigen Kapitalerhöhungen mitziehen. Die ÖIAG hat hier politische Rückendeckung. Beide Regierungsparteien sind sich darin einig, dass die qualifizierte Minderheit bei einem für das Land so wichtigen Infrastrukturunternehmen wie der Telekom keinesfalls aufgegeben werden dürfe. Im Übrigen gilt diese Vorgabe auch für die anderen ÖIAG-Beteiligungen, die OMV und die Österreichische Post AG.
Nach jüngsten Aussagen ihres Managements hat die Telekom aktuell jedoch keinen Bedarf für eine Kapitalerhöhung. Für größere Expansionsschritte in Osteuropa, wo sie neben ihrem Heimmarkt Österreich in mehreren Ländern vertreten ist, wird das aber nicht ausgeschlossen. Vor allem die osteuropäischen Märkte sind es, weswegen die Telekom für América Móvil ein interessantes Asset ist. Die weitere Expansion in Osteuropa zu unterstützen (auch finanziell), sollen die Mexikaner in einem Entwurf zum Syndikatsvertrag laut "Kurier" bereits zugesichert haben.
Größeres Portfolio
Was den von der Regierung bereits seit längerem ins Auge gefassten Umbau der ÖIAG betrifft, rechnet Kemler in den nächsten Wochen mit finalen Entscheidungen. Geplant ist, dass die Staatsholding aufgewertet werden soll, indem man sie einerseits zu einem Kapitalgeber für kleine und mittlere Wachstumsfirmen macht und andererseits ihr Beteiligungsportfolio, das nach der großen Privatisierungswelle in den Nullerjahren zusammengeschrumpft ist, wieder auffüllt.
Fix ist es zwar noch nicht, aber die ÖIAG könnte dabei zum Beispiel den Verbund, die Bundesforste, die Immobiliengesellschaft BIG und die Casinos-Austria-Anteile der Münze Österreich dazubekommen. ÖBB und Asfinag gelten hingegen nicht als Kandidaten, da mauert die SPÖ. Grundsätzlich kämen laut Kemler 32 Unternehmen für einen Transfer zur ÖIAG in Frage. Die geplante Abbaugesellschaft für die Altlasten der Hypo soll übrigens auch unter das Dach der Staatsholding kommen. Doch sie wird voraussichtlich der ÖIAG-Tochter Fimbag direkt unterstellt werden.