USA produzieren lieber im Süden als in China. | Autohersteller schätzen verlängerte Werkbank. | Wien/Mexico DF. "Mexiko ist das ideale Produktionsland", meint der österreichische Wirtschaftsdelegierte Andreas Schmid. Zwar sind die Gehälter für Manager durchaus mit europäischen oder US-amerikanischen Verhältnissen zu vergleichen, doch "der Niedriglohnsektor ist wesentlich billiger". Inzwischen werden sogar wieder US-Produktionsstätten, die nach China verlegt wurden, wieder auf den Kontinent "zurückgeholt" - und in Mexiko eröffnet. Denn die Kosten für Containerschiffe rechtfertigen die einst deutlich günstigere Produktion in China nicht mehr, erklärt Schmid.
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Dazu kommt auch, dass Mexiko die besten Voraussetzungen für den Export in so ziemlich jeden Teil der Welt hat. "Mexiko hat Freihandelsabkommen mit 43 Ländern. Das bedeutet null Prozent Zoll in die USA oder in die EU", so der Wirtschaftsdelegierte.
Mit der Umsetzung des neuen - Ende April gegründeten - Blocks "Pazifik-Allianz" werden es sogar noch mehr. Denn dann werden auch die Zollschranken zu Kolumbien, Peru und Chile fallen. Einerseits wollte man mit der neuen Allianz dieser vier Länder ein Gegengewicht zum anderen Wirtschaftsschwergewicht Brasilien schaffen, erklärt Schmid. Doch erstmals werde auch die Freizügigkeit von Personen innerhalb eines Blocks am amerikanischen Kontinent diskutiert.
"Wir sind nicht nur die Indianer für die Amis", spielt Schmid auf die engen Handelsbeziehungen zu den USA an, die sich vor allem durch die Nafta (nordamerikanische Freihandelszone) ergeben haben. Zwar gehen noch immer 80 Prozent der amerikanischen Exporte in die USA. Doch 2010 war der größte Investor Deutschland. In Mexiko befindet sich etwa das größte VW-Werk außerhalb von Deutschland. Auch Nissan und GM lassen in Mexiko herstellen, der Autozulieferer Magna ist mit 33 Fabriken vertreten. Pro Jahr werden 2,4 Millionen Fahrzeuge in dem lateinamerikanischen Land produziert. Aufgrund eines alten bilateralen Abkommens können Autos auch mit Brasilien zollfrei gehandelt werden.
Brasilien setzt auf die Inlandsnachfrage
Der BMW-Firmenchef kündigte am Donnerstag an, man prüfe die Errichtung einer Fahrzeugmontage in Brasilien und eventuell den Bau eines weiteren Standorts. Brasilien gilt auch als beliebter Standort für Autofabriken. Hauptproduzent ist Fiat, danach kommt schon VW, dessen Autos in Brasilien übrigens ausschließlich mit Schweißrobotern der oberösterreichischen Firma Fronius hergestellt werden. "Brasilien exportiert nicht so viel, da das Wachstum von der Inlandsnachfrage getrieben wird", meint Ingomar Lochschmidt, Wirtschaftsdelegierter in Brasilien. "Der Mexikaner kann sich die Autos, die in Mexiko produziert werden, nicht leisten", unterstreicht Lochschmidt die Unterschiede zwischen den lateinamerikanischen Riesen - Brasilien mit 192 Millionen Einwohnern, Mexiko liegt mit 112 Millionen in diesen Größenordnungen nur knapp dahinter. Brasilien gilt - anders als das liberale Mexiko - als "geschlossener" Markt, doch trotz der Zölle gebe es im Hightech-Sektor enorme Absatzmöglichkeiten - falls man nicht gleich vor Ort produzieren will. Die 20 wichtigsten Brasilientöchter österreichischer Unternehmen machen laut Lochschmidt im brasilianischen Inlandsgeschäft mehr Umsatz, als der österreichische Gesamtexport nach Brasilien ausmacht - und der lag 2010 bei 1,42 Milliarden Dollar. Nach Mexiko schlug das österreichische Volumen nur mit 545 Millionen Dollar zu Buche.
Das brasilianische Wachstum lag 2010 bei 7,5 Prozent, Mexiko wuchs um 5,4 Prozent nach einem Einbruch von minus 6,1 Prozent in 2009 - das damalige Krisenjahr hat Brasilien hingegen relativ unbeschadet überstanden.